Teleskope: Eine Einführung

mit Tipps zum Kauf

von Dr. Wolfgang Strickling

Optik | Okulare | Montierungen | Vergrößerung | Zubehör | Kauftipps | für Kinder | Links


Gerade Einsteiger in die Astronomie stehen mit ihrem Wunsch nach einem geeigneten Teleskop ratlos vor dem riesigen Angebot der Fernrohrhändler. Dieser Artikel soll eine kleine Hilfestellung bei der Entscheidungsfindung geben. Hier werden die optischen Grundlagen, der Aufbau und das Zubehör eines Fernrohres erläutert.
Zunächst sollte man sich an Hand der folgenden Punkte klarmachen, wofür das Teleskop überhaupt eingesetzt werden soll:

Wozu dient eigentlich ein Teleskop in der Amateurastronomie?

Ein astronomisches Fernrohr hat folgende Aufgaben zu erfüllen:

  1. Es soll weit entfernte kleine Himmelsobjekte (Planeten) vergrößert zeigen
  2. Es soll viele Details auf Sonne und Mond zeigen, auch bei unruhiger Luft
  3. Es soll möglichst schwache Sterne zeigen
  4. Es soll möglichst schwache Nebel (Galaxien, Nebel, Kometen) zeigen
  5. Es soll den Beobachter bei der Suche nach schwachen, kaum sichtbaren Objekten helfen
  6. Es soll fotografische Himmelsaufnahmen ermöglichen bzw. unterstützen
  7. Es soll gut transportabel sein zum Einsatz auf Exkursionen
  8. Und dann soll das Ganze auch noch bezahlbar bleiben!

Alle diese Forderungen auf einmal kann kein Fernrohr optimal erfüllen. Zum Teil widersprechen sie sich auch gegenseitig. So hat jeder Bautyp seine unterschiedlichen Stärken und Schwächen. Der Interessent sollte sich überlegen, wo die persönlichen Schwerpunkte liegen und welche Fernrohreigenschaften ihm vielleicht weniger wichtig sind!


Allgemeines zum Aufbau eines Teleskops:

Ein Teleskop besteht im allgemeinen aus folgenden Grundelementen:
1) Optik, bestehend aus:

a) einem bilderzeugenden System (Linsenobjektiv oder Hohlspiegel)
b) einem Okular oder einer Kamera zum Betrachten oder Festhalten des Bildes

2) Montierung

a) die Montierung im eigentlichen Sinn ist das "Achsenkreuz",
vergleichbar dem Schwenkkopf eines Fotostatives
b) Einer stabilen Säule oder ein Stativ

3) optisches und mechanisches Zubehör, z. B.:

Zenitspiegel oder -Prisma
Filter
Sonnenprojektionsschirm
Taukappe
Sucher
Teilkreise (mechanische oder digitale, evtl. mit Computeranschluss)
Fotoadapter

Für Eilige: Hier ist der Link zu den Kauftipps.
Zum genaueren Verständnis eines Fernrohres sollte man sich jedoch einen kurzen Überblick verschaffen über

die optischen Grundlagen.

Unveränderliches, und deshalb fast der wichtigster Teil des Fernrohres ist die abbildende Optik, das Objektiv oder der Hauptspiegel.
Der für die Leistung entscheidendste physikalische Parameter ist der Objektivdurchmesser. Ein möglichst großer Durchmesser sammelt viel Licht und zeigt deshalb auch sehr schwache Objekte. Außerdem ist das Auflösungsvermögen (= die "Detailschärfe") des Fernrohres abhängig von der Größe des Objektives. Je größer, desto feiner die Auflösung. Eine gebräuchliche Maßeinheit dafür ist die Bogensekunde. Eine Bogensekunde ist der 3600ste Teil eines Grades oder der 1.296.000ste Teil eines Kreises. Unter diesem Winkel erscheinen z. B. zwei Autoscheinwerfer in der Entfernung Ruhrgebiet - Bremen. Um diese winzige Distanz zu trennen, braucht man schon Objektive von mindestens 12 cm Durchmesser. Ein halb so großes Objektiv zeigt dann auch nur die Hälfte...
Auch bei noch so hoher Vergrößerung und perfekter Qualität kann ein Objektiv keine feineren Details abbilden, als das Auflösungsvermögen wegen der Wellennatur des Lichtes physikalisch zulässt!

Zum Vergleich: gängige Durchmesser von Planeten am Himmel sind
Jupiter oder Saturnringe: 40 - 50" (Bogensekunden)
Mars: bestenfalls 20", meist deutlich weniger als 10"
Merkur: höchstens 10"
Zum Test des realen Auflösungsvermögens eignen sich sehr gut die Doppelsterne!

Zweites wichtiges Merkmal des Objektives ist die Brennweite. Sie ist allerdings für die Leistung weniger entscheidend. Ein Objektiv kleinerer Brennweite erzeugt im Vergleich zu einem anderen Objektiv gleichen Durchmessers ein helleres Bild, was vor allem für Astrofotografen wichtig ist. Das Verhältnis aus Objektivdurchmesser und Brennweite heißt auch Öffnungsverhältnis (oder bei Fotoobjektiven "Blende"). Bei der Beobachtung durch ein Okular hängt die Bildhelligkeit aber nur vom Objektivdurchmesser und der Vergrößerung ab, so dass die Lichtstärke des Objektives für den (visuellen) Beobachter relativ unwichtig ist. Eine kurze Brennweite bedeutet aber im allgemeinen auch eine kurze Baulänge des Fernrohres und damit niedriges Gewicht, bessere Transportfähigkeit und einfachere Handhabung. Erkauft wird die kompakte Bauweise aber meistens mit einer aufwendigeren optischen Konstruktion, um die Bildfehler der lichtstarken Optiken in den Griff zu bekommen.
Faustregel: Kurzbrennweitige Objektive sind entweder teuer oder schlecht...

refrakt.gif 2 KBAbb. 1:
das klassische Linsenteleskop (Refraktor)

Um das Bild des Objektives auch betrachten zu können, bedarf es eines Okulares.
Es wirkt wie eine Lupe. Man kann für ein einfaches Selbstbaufernrohr tatsächlich auch starke Lupen als Okular verwenden (und sollte sich über diverse Bildfehler nicht wundern). Über das Okular wird eine wichtige Eigenschaft des Teleskops gesteuert:

Die Vergrößerung

Da die Vergrößerung eines Fernrohres berechnet sich folgendermaßen:

Vergrößerung = Objektivbrennweite / Okularbrennweite

Da sie das Verhältnis aus Objektivbrennweite zu Okularbrennweite ist, sind die Okulare nur eingesteckt und können für unterschiedliche Vergrößerungen ausgewechselt werden. Um verschiedene Vergrößerungen an seinem Fernrohr zu bekommen, braucht man also lediglich verschiedene Okulare. Mit einer entsprechenden Brennweitenkombination ist also theoretisch jede beliebige Vergrößerung realisierbar, ob sie nun sinnvoll ist oder nicht.

Eine höhere Vergrößerung zeigt zwar mehr Details, aber je höher die Vergrößerung ist,

Außerdem gibt es eine Maximalvergrößerung, die zu überschreiten nicht mehr sinnvoll ist, weil man dann nicht mehr als vorher sieht. Denn wie oben beschrieben, hat das Objektiv ein bestimmtes Auflösungsvermögen, eine gewisse physikalisch bedingte "Unschärfe" auch bei perfekter Herstellung der Optik. Überschreitet man die Maximalvergrößerung, so vergrößert man nur noch diese Unschärfe. Das ist dann so, als gucke man sich den Fernsehschirm mit einer Lupe an, um seinen Lieblingsstar besser zu sehen ;-)

Wichtigste Faustregel ist:
Maximalvergrößerung = Objektivdurchmesser in Millimeter
in Ausnahmefällen und bei sehr ruhiger Luft kann man das Doppelte noch nutzen!

Aus diesem Grunde sind Angaben in Fernrohrprospekten, die mit irgendwelchen Vergrößerungen werben, ziemlich kritisch zu bewerten! Sie sagen rein gar nichts über Leistung oder gar Qualität eines Fernrohres aus! Schließlich kann man, wie beschrieben, durch Wahl einer entsprechenden Brennweitenkombination jede beliebige, auch unsinnige Vergrößerung realisieren. Entscheidend für die Bildqualität ist letztlich der Objektivdurchmesser, die Fertigungsqualität und vor allem bei Spiegelteleskopen die exakte Justierung der Optik.

Hinzu kommt die schon erwähnte allgegenwärtige Luftunruhe, die Vergrößerungen jenseits der 150 oder 200fachen selten zur Freude werden lassen. Vor allem große Fernrohre sind gegenüber der Luftunruhe sehr anfällig, so dass damit die Maximalvergrößerung praktisch nie mehr ausgenutzt wird. Kommt dazu noch eine schlechte oder wackelige Montierung ("Kaufhausmodell") ohne gescheite Nachführung und Feineinstellung, dann ist die Beobachtung nur noch nervend...

Was sieht man am Himmel bei bestimmten Vergrößerungen? 7 - 15fach (Feldstecher): größere Mondkrater, Jupitermonde, großflächige Sternhaufen oder Nebel. Mit einem Sonnenfilter werden große Sonnenflecken sichtbar. In klaren Nächten ist es ein Hochgenuss, mit einem Feldstecher in der Milchstraße spazierenzusehen! Ab 10fach benötigt man SPÄTESTENS ein Stativ, sonst sieht man vor lauter Zittern nichts mehr!

30fach (kleines Fernrohr): Schöner Überblick über den Mond, Sonnenflecken oder erste Details (Wolkenbänder) auf dem Jupiter. Gerade ausreichend zum Erkennen der Saturnringe.

60 - 100fach und mehr (etwas größere Teleskope): feine Details auf Sonne, Mond und Planeten, enge Doppelsterne. Man kann die Marspolkappen erkennen, die Venusphasen genauer studieren oder, mit lichtstarken Fernrohren, die Einzelsterne der helleren Kugelsternhaufen erkennen.

200fach und mehr: feinste Details auf Mond und Planeten, Doppelsterne. Voraussetzung ist ein gutes Gerät und sehr ruhige Luft.

Neben einer Maximalvergrößerung gibt es aber auch eine Minimalvergrößerung, die zu unterschreiten nicht sinnvoll ist. Unter einer bestimmten Vergrößerung kann das menschliche Auge die Lichtstärke eines Fernrohres, die mit sinkender Vergrößerung ja zunimmt, gar nicht mehr ausnutzen. Das hat folgenden Grund:
Das durchs Objektiv einfallende Licht wird durch das Okular in der sog. Austrittspupille hinter dem Okular wieder gebündelt. Dort entsteht ein verkleinertes Abbild des Objektives (der sog. Eintrittspupille). Aus einiger Entfernung (min. 30 cm) betrachtet sieht man die Austrittspupille als hellen Fleck hinter dem Okular, bei Spiegelteleskopen sieht man auch die Fangspiegelsilhouette mittig darin. Genau in diesen Punkt muss man bei der Beobachtung die Augenpupille bringen. Da der Durchmesser der Austrittspupille gleich dem Objektivdurchmesser geteilt durch die Vergrößerung ist, wird die Austrittspupille bei Unterschreiten der Minimalvergrößerung so groß, dass die Augenpupille einen Teil davon abschattet und somit etwas von der Lichtsammelleistung des Objektives verloren geht und bei Spiegelteleskopen der Fangspiegelschatten stört. Mehr dazu in meinem Okularskript.

Nur bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen kann sich die Augenpupille bei bester Anpassung an die Dunkelheit auf max. 9 mm weiten, im mittleren Alter sind es ca. 7 mm, in höherem Alter auch noch weniger (Bericht im Star-Observer 1 '99) und Spezialartikel.

Die wichtigsten Formeln noch mal zusammengefasst:

Vergrößerung

= fObjektiv / fOkular

Maximalvergrößerung

= Objektivdurchmesser in mm

Öffnungsverhältnis

= Objektivdurchmesser / fObjektiv

Austrittspupille

= Objektivdurchmesser / Vergrößerung

Bei Ferngläsern und Spektiven sind die wichtigsten Angaben auch gleich mit angegeben:
Z. B. heißt 10 x 50, dass das Fernglas 10fache Vergrößerung und 50 mm Objektivdurchmesser hat.

Die verschiedenen Fernrohrbauarten:

Als lichtsammelndes Element kommen verschiedene Systeme in Frage. Am bekanntesten sind die Linsenfernrohre (Refraktoren) (s. Abb. 1). Daneben gibt es auch verschiedene Bauarten von Spiegelfernrohren (Reflektoren).

Bei Refraktoren wird das Licht von einem Linsensystem im Brennpunkt gebündelt. Physikalisch bedingt hat eine Einzellinse allerdings ein schlechtes Bild aufgrund des Farbfehlers (chromatische Aberration). Der Fehler kann aber durch aufwendige optische Konstruktionen und/oder teure Glassorten teilweise oder (fast) vollständig beseitigt werden. Farbfehlerfreie Refraktoren heißen Apochromaten, farbfehlerarme Geräte Achromaten. Die ersten guten Achromaten wurden von Fraunhofer im 19. Jahrhundert entwickelt und finden sich heute noch in preiswerten Linsenfernrohren wieder. Eine sehr gute Bildqualität kann man allerdings erst bei einem Öffnungsverhältnis von ca. 1:15 erwarten. Lichtstärkere Fraunhofer-Refraktoren werden dementsprechend einen deutlichen Farbfehler, vor allem im Blauen zeigen, so dass man auf teure Sondergläser (Fluorid, ED-Gläser etc.) oder teure dreilinsige Apo-Objektive zurückgreifen muss.

Werden obige Punkte beachtet, dann zeigen Refraktoren auch bei hoher Vergrößerung ein hervorragend scharfes und kontrastreiches Bild. Dadurch sind sie für Mond- Planeten-, Sonnen- und Doppelsternbeobachtungen, - kurz: immer da, wo es auf höchste Bildqualität ankommt - besonders eignet. Leider werden diese Voraussetzungen bei vielen der heute erhältlichen preiswerten Refraktoren nicht mehr erfüllt, was dann für herbe Enttäuschungen beim Beobachter sorgt!

Sogenannte Spektive sind kompakte Refraktoren mit meist fest eingebautem Okular (oft Zoomokulare bescheidener Qualität) mit Vergrößerungen im Bereich 30 bis 60fach. Sie haben im Gegensatz zu reinen astronomischen Teleskopen noch eine eingebaute Zusatzoptik, die das in einfachen Teleskopen kopfstehende Bild wieder aufrichtet. Sie sind in erster Linie für Naturbeobachter interessant. Für astronomische Beobachtungen lässt ihre mangelnde Flexibilität, geringe Vergrößerung und zu kleine Öffnung meist zu wünschen übrig.

Im Gegensatz zu Spiegeln müssen optische Linsen durch Vergütung entspiegelt werden, da man sonst störende Reflexe bekommt. Bei Spiegeln ist das nicht erforderlich, außerdem muss im Gegensatz zu einem Linsenobjektiv nur eine und nicht 4-6 Flächen bearbeitet werden. Deshalb können Spiegel meist kostengünstiger hergestellt werden als ein gleich großes Objektiv. Aber natürlich haben auch sie ihre Nachteile:

Reflektoren brauchen einen kleinen Fangspiegel, der in der Regel mitten im Strahlengang des Fernrohres liegt. Dadurch entsteht zwar kein "Loch" im Bild, und auch der Lichtverlust durch die Abschattung (Obstruktion) schlägt mit wenigen Prozent nur unwesentlich zu Buche. Gravierender ist die durch Lichtbeugung am Fangspiegel und dessen Halterung entstehende Verminderung der Schärfe und des Kontrastes. Außerdem wirft ein Spiegel nur maximal 90 % - 95 % des einfallenden Lichtes zurück, der Rest wird verschluckt und geht verloren.

newton.gif 2 KB Abb. 2:
Newton-Reflektor

Vor allem wer ein Teleskop mit sehr großer Öffnung oder Lichtstärke haben möchte (Öffnungsverhältnis besser als 1:8), für den kommt aus Kostengründen praktisch nur ein Spiegelteleskop in Frage. Qualitativ gute Linsensysteme sind in diesen Dimensionen praktisch unbezahlbar oder man muss deutliche Abstriche bei der Qualität machen. Wie beschrieben, ist die Domäne der Refraktoren sind eher die Sonnen-, Mond- und Planetenbeobachtung, wo es auf hohen Kontrast bei starker Vergrößerung und weniger auf die Lichtstärke ankommt. Allerdings sind die immer häufiger angebotenen lichtstarken Refraktorobjektive (Öffnungsverhältnisse besser als 1:8) wegen der dabei fast unvermeidlichen Farbfehler trotz z. T. recht hoher Kosten nicht unbedingt geeignet, ein gleichteures Spiegelteleskop am Planeten das Fürchten zu lehren!
Und wer viel Öffnung für lichtschwache Objekte haben möchte, fährt mit einem großen Spiegelteleskop ohnehin besser.
Fazit: ein Reflektor bietet fast immer mehr Leistung fürs Geld als ein gleichteurer Refraktor!

Wer oft auf Exkursionen fährt und dafür ein großes und trotzdem transportables Instrument haben möchte, der sollte sich mal nach den Schmidt-Cassegrain oder den ähnlichen Maksutov-Teleskopen umsehen. Sie sind deutlich kompakter als die klassischen Refraktoren oder der Reflektor nach Newton. Allerdings raubt der erforderliche größere Fangspiegel und ggf. die Korrektionsplatte wieder etwas Licht und Schärfe, so dass Ihre Leistung nicht sehr wesentlich über dem eines halb so großen Refraktors liegen. Außerdem sind diese Geräte u. U. recht justieranfällig! Ebenso gut zu transportieren, aber besser in der Qualität sind Newtons auf einer Dobson-Montierung.

schmidtc.gif 2KB Abb. 3:
Schmidt-Cassegrain Teleskop

Unterm Strich kann man sagen: Ein Spiegelfernrohr leistet höchstens soviel, wie ein Linsenteleskop der folgender Größe:
Hauptspiegeldurchmesser minus Fangspiegeldurchmesser.
Allerdings ist es meist trotzdem noch einiges preiswerter...

Meine Meinung ist: wer nicht absoluter Schärfe- und Kontrastfanatiker ist, der bekommt für ein bestimmtes Budget bei einem Spiegel meist mehr Leistung als beim Refraktor.

Geringere Kosten fallen auch bei der Montierung von Spiegeln an: Durch die kompakte Bauform und den oben liegenden Einblick bei Newton-Reflektoren kommt man mit einem niedrigeren und einfacheren Stativ bzw. einer leichteren Montierung aus, was sich natürlich ebenso im Preis niederschlägt.

Die Montierungen

Nach so vielen Ausführungen zur Optik kommt nun ein zweites, nicht weniger wichtiges Kapitel: Die Montierung. Eigentlich kann man hier nur eines falsch machen: Sie unterdimensioniert auszulegen. Ich habe schon viele gute Fernrohre wackeln, zittern oder gar um- und herunterfallen sehen, aber nur selten eine zu großzügig bemessene Montierung! Ein gutes Fernrohr auf einer schlechten Montierung ist wie ein Hammer ohne Stiel. Selbst mit einem Feldstecher kann man ohne Stativ genussvolle Himmelsbeobachtung vergessen, auch wenn es nur ein 7 x 50 Fernglas ist.

Zwei wichtige Typunterschiede gibt es bei Montierungen:
1) die azimutale Montierung
2) die parallaktische oder äquatoriale Montierung.

Typ 1 (azimutal) kennt man von Foto- oder Videostativen: Die senkrechte Achse schwenkt das Fernrohr nach rechts und links, die waagerechte schwenkt nach oben und unten. Die meisten ganz einfachen astronomische Fernrohre haben solche Montierungen.

Nachteil einer azimutalen Montierung ist, dass man stets in beiden Achsen nachführen muss, denn die Gestirne gehen bei uns nie senkrecht auf oder unter. Stets beschreiben sie mehr oder weniger stark geneigte Kreisbögen am Himmel, denen man bei der Beobachtung mit dem Fernrohr folgen muss. Eine Renaissance erlebt dieser Montierungstyp bei den neuen computergesteuerten "Goto-Teleskopen", wo ein Computer die Nachführarbeit abnimmt. Allerdings sind mit azimutalen Montierungen auch bei Computernachführung keine langbelichteten Astrofotos möglich, da sich das Bildfeld mitdreht und theoretisch durch eine dritte Achse ausgeglichen werden müsste.

Erddrehung kompensieren. So schaut das Fernrohr am Himmel immer in die gleiche Richtung. Genau diesem Prinzip folgt die parallaktische (äquatoriale) Montierung (Typ 2). Seine sog. Stundenachse steht in unseren Breiten um ca. 50 Grad schräg nach oben geneigt und zeigt zum Himmelspol. Ihre Neigung entspricht genau der geographische Breite. Komfortable Montierungen besitzen sogar einen eigenen Polsucher, um die Montierung genau auf den Polarstern einzustellen und einen Motor, um die Erddrehung zu kompensieren.

Die Montierung muss noch auf einem passenden STABILEN Stativ oder einer Säule stehen. Holzstative sind zwar leicht und praktisch, ob sie aber ein größeres Fernrohr fest und verwacklungsfrei tragen können, sollte man vor dem Kauf sorgfältig und kritisch prüfen! Hier können geschickte Bastler durch Selbstbau viel Geld sparen.

Da die Ursache der Gestirnsbewegung die Erddrehung ist, die das Teleskop mitdreht, kann man alternativ eine Achse parallel zu Erdachse ausrichten und damit die Die gebräuchlichste parallaktische Montierung ist die sog. deutsche Montierung. Sie besteht aus dem eben erwähnten geneigten Achsenkreuz. Andere gebräuchliche Arten sind die Gabelmontierung, die oft mit Schmidt-Cassegrain-Teleskopen als Komplettpaket verkauft wird, und die Dobsonmontierung. Letztere ist eine einfache azimutale Holzmontierung für Newton-Teleskope, die "Amateurriesenteleskope" jenseits von 30 cm Öffnung erst möglich machen. Nachteil der Gabel- wie der Dobsonmontierung ist die mangelnde Erweiterbarkeit des Instrumentes und manchmal auch eine recht armselige Steifigkeit. Mit Dobsonteleskopen kann man auch keine nachgeführten Astrofotos machen, sind aber genial, was die einfache Handhabung, guten Transport und geringes Gewicht angeht. Viele Deep-Sky-Freaks beobachten mittlerweile mit diesen Dingern, die sich hervorragend zum Selbstbau eignen.

Parallaktische Deutsche MontierungParallaktische GabelmontierungBeispiele für parallaktische Montierungen:
links: Deutsche Montierung
(die nicht mehr erhältliche Vixen-Saturn-Montierung)

rechts: Gabelmontierung
(darauf Celestron C8 mit Sonnenfilterfolie)

Die Polachse zeigt immer genau auf den Himmelpol und gleicht bei der Nachführung die Erddrehung aus. Diese Montierungen eignen sich besonders für die motorische Nachführung und für die Fotografie.

DobsonteleskopLinks: Beispiel für eine beliebte azimutale Montierung: Das klassische Dobsonteleskop (gesehen auf dem ITV)
Mit dieser Montierungsbauart sind selbst riesige Amateurteleskope machbar. Kleinere Teleskope bleiben leicht, handlich und gut transportabel, da schwere Stative, Achsenkreuze und Gegengewichte wegfallen. Das Teleskop wird in der Regel von Hand über Azimut- und Elevationsachse eingestellt und nachgeführt

Näheres zur genauen Einstellung parallaktischer Montierungen in meinem Spezialskript "Justierung von Polsucher und Montierung". Konkrete Hinweise zu kommerziell erhältlichen Teleskopen und Montierungen in meinen Kauftipps.

In den letzten Jahren werden immer mehr sogenannte "GoTo"-Montierungen bzw. komplette "Goto-Teleskope"angepriesen. Sie enthalten schnelle Nachführmotoren und einen kleinen Steuerungscomputer, der jedes beliebige Beobachtungsobjekt in sekundenschnelle auf Knopfdruck anfährt (Besser: anfahren soll). Teilweise ist sogar ein GPS-Empfänger enthalten, der die Eingabe des Beobachtungsortes überflüssig macht. Leider ist die Einstellung und Bedienung gerade für Anfänger oft so umständlich und kompliziert, dass genau diese beworbene Zielgruppe bereits an der vielfach angepriesenen "kinderleichten Aufstellung" scheitert. Und wer sich nicht durch das dicke Handbuch im intensiven Selbststudium gequält hat, kann manchmal noch nicht einmal den Mond beobachten, ohne dass das Teleskop macht, was es will...
Fazit: Das Geld lieber in eine gute Optik und solide Mechanik investieren. Goto kann man meist später noch nachrüsten.

Das Zubehör

Über das wichtigste Zubehör, nämlich auswechselbare Okulare für die unterschiedlichen Vergrößerungen hatte ich schon geschrieben. Sinnvoll für den Einstieg sind drei bis vier aufeinander abgestimmte Okulare. Je eines für für die Maximal- und Minimalvergrößerung (Austrittspupillen ca. 5 und 0,7 mm), und ein bis zwei weitere für den Zwischenbereich.
Für den Anfang ausreichend sind sicher einfache Okulare vom Typ Kellner. Wer etwas mehr investieren möchte, sollte sich für schwache Vergrößerungen lieber ein Weitwinkelokular zulegen (Typ Erfle, Nagler, Panoptic und wie sie alle heißen). Für höchste Vergrößerungen ist ein scharf zeichnender Typ wie Plössl oder ähnliche empfehlenswert (Orthoskopische Okulare). Für mich gilt beim Kauf unbekannter Okulare: Kein Kauf ohne vorherigen Test: Okular einfach hinter ein Foto-Teleobjektiv montieren und nach Farbreinheit, Schärfe, Einblickverhalten und Verzeichnung beurteilen (s. detaillierte Testanleitung).

Von vornherein vergessen kann man die meisten Zoomokulare. Bei zwergenhaften Gesichtsfeldern (vor allem in der schwachen Vergrößerung) und hohen Kosten dürften sie kaum die Erwartungen erfüllen.

Beim Kauf eines Fernrohres sollte man auf jeden Fall darauf achten, dass der Okularauszug eine Steckfassung von 1¼ Zoll (31,8 mm) oder 2 Zoll Durchmesser für die modernen Okulare besitzt. Billige Teleskope haben oft nur einen Anschluss für 24,5 mm Okulare, die in guter Qualität kaum zu bekommen sind!

Viel mehr zu Okularen und das hintere Fernrohrende findet Ihr in Wolfgangs Okulartipps.


Weiteres Zubehör:

Eine Barlowlinse soll die Fernrohrbrennweite und damit die Vergrößerung um den Faktor zwei oder drei verlängern. Da Barlowlinsen nicht gerade zimperlich mit der Bildqualität umgehen und eine gute Linse genauso teuer wie ein Okular ist, sollte man den Kauf eines solchen Teils kritisch überdenken. Besser ist, man kauft sich gleich ein gutes kuzbrennweitiges Okular.

Zenitspiegel oder Zenitprisma
Wer jemals mit einem Refraktor oder Schmidt-Cassegrain-Teleskop im Zenit beobachtet hat und dabei seinen Kopf und Nacken verrenken musste, dem wird die Wichtigkeit eines solchen Teiles schnell klar. Ein absolutes Muss für solche Geräte. Der Zenitspiegel lenkt das Bild seitlich aus dem Fernrohr heraus und ermöglicht bequemes Beobachten in jede Himmelsrichtung. Newton-Teleskope brauchen ihn nicht, da das Licht schon durch den Fangspiegel seitlich austritt.

Nachteil dieser Teile ist, dass sie ein seitenverkehrtes Bild erzeugen. Dem kann mit den speziellen, aber natürlich teureren Amici-Prismen (verfügbar mit 90 und 60 Grad Ablenkung des Strahlenganges) oder entsprechenden Spiegeln abgeholfen werden. Allerdings verbessert die zusätzliche Reflexionsfläche nicht gerade die Bildqualität.

Filter
Farbfilter, Sonnen- und Mondfilter, die bei etlichen Kaufhausteleskopen mitgeliefert werden, sind nur nutzlose Verkaufsgags. Das Sonnenfilter, das ins Okular eingeschraubt wird, erhitzt sich im Betrieb zu stark und droht zu platzen! Wenn man in dem Moment gerade beobachtet, dürfte ein Auge wohl hin sein... Diese Dinger gehören verboten und in die Mülltonne!!
Von der Benutzung dieser Sonnenfilter kann ich deshalb nur abraten.
Empfehlenswert zur Sonnenbeobachtung sind Objektivsonnenfilter aus Glas (teuer!) oder Folie (z. T. gut brauchbar, aber etwas schlechteres Bild als bei Glas). Am besten ist meiner Meinung nach die Sonnenprojektionsmethode. Dabei blickt man nicht durch das Okular, sondern projiziert das Sonnenbild auf einen weißen Papp- oder Papierschirm hinter dem Fernrohr. Das ist billig, gut und auch leicht selbst herzustellen.

Mehr zur Sonnenbeobachtung für Amateure in meinem gleichnamigen Skript.

Empfehlenswert bei unserem aufgehellten Himmel ist jedoch ein sogenanntes Nebelfilter (UHC oder O III-Filter). Es ermöglicht die Beobachtung lichtschwacher Gasnebel (aber nicht: Sternhaufen und Galaxien!!) auch bei Störung durch Stadtlicht, ist aber mit Kosten von über Euro 100,- nicht gerade billig. Sogenannte "LPR"-Filtern sind zwar günstiger, bringen aber deutlich weniger. Neuerdings gibt es zu deutlich günstigeren Preisen (knapp 100 Euro) von der Firma Astronomik OIII und UHC-Filter. Ob sie qualitativ mit den bewährten Lumicon-Filtern mithalten können, bleibt abzuwarten. Erste Testberichte sind ganz positiv ausgefallen.
Die Nebelfilter der Bauart "Deep Sky" oder "Swan-Band" sind dagegen höchstens etwas für Spezialisten, sie lohnen sich für Einsteiger aber eigentlich kaum.
Welches Filter für welchen Gasnebel am besten ist, darüber streiten sich die Gelehrten. Regelmäßige Beobachtungsberichte erscheinen z. B. in Interstellarum.

Taukappe Ist für längere Beobachtung in feuchten Nächten bei Refraktoren und Schmidt-Cassegrain Teleskopen fast unverzichtbar. Profis basteln noch eine Heizung dazu (oder kaufen den Kendrick Dew Remover). Besitzer von Schmidt-Cassegrain-Fernrohren werden vom Taubeschlag auf der Schmidtplatte förmlich dazu genötigt! Alternativ geht auch ein Föhn (im Campinghandel auch mit 12-Volt-Anschluss verfügbar).

Sucher Ein unverzichtbares Utensil. Auch bei schwächster Vergrößerung zeigt ein Fernrohr nur einen so kleinen Ausschnitt am Himmel, dass die Suche nach den Beobachtungsobjekten schwer fällt. Ein Sucherfernrohr oder Leuchtpunktsucher nach Art des sog. Telrad-Finders erleichtern die Sache sehr.

Teilkreise Um sehr lichtschwache Objekte, die auch im Sucher nicht sichtbar sind, oder Planeten am Tage zu finden, sind genau justierte Einstellkreise an der Montierung recht hilfreich. Sucherei nach Koordinaten und Teilkreisen ist aber eine Wissenschaft für sich...
Bequemer sind da digitale "Teilkreise" (Fabrikate: Astro-Master, NGC Max, Sky-Commander u .ä.). Sie zeigen die Koordinaten des Fernrohres am Himmel (Rektaszension und Deklination) direkt auf einem Display an. Mit Kosten um Euro 500 aufwärts ist das sicher nichts für den blutigen Anfänger, für den engagierten Amateur ist es aber ungeheuer praktisch, vor allem an Dobson-Teleskopen. Diese sind ja azimutal montiert und schwenken nicht schön entlang der Himmelskoordinaten wie parallaktisch aufgestellte Fernrohre.

Mittlerweile gibt es eine Reihe von Kombinationen aus digitalem Teilkreis und Nachführung . Im Astrojargon heißen sie "GoTo-"Teleskope (z. B. Meade LX 200, SkySensor 2000 und Celestron NexStar-Serie). Sie fahren auf Knopfdruck jedes Objekt am Himmel automatisch an, so Gott will und die Elektronik nicht eingefroren ist oder der werte Nachbar einem wegen Lärmbelästigung nicht das Fernrohr stillgelegt hat. Diese Modelle können auch mit einem Computer kommunizieren und das Teleskop voll durchcomputerisieren. Ob diese Modelle (speziell die NexStar Montierung) die Stabilität ihrer Vorgänger erreichen, würde ich mal mit Skepsis betrachten...

Fotoadapter Um im Brennpunkt des Fernrohres zu fotografieren, benötigt man eine Spiegelreflexkamera und meist einen T2-Ring, um ihn am Fotoadapter des Fernrohres zu befestigen.
Sternfeldaufnahmen kann man dagegen auch einfach mit "aufgesattelter" Kamera am Teleskop nachführen (sog. Piggy-Back-Methode). Dazu muss das Fernrohr aber unbedingt parallaktisch aufgestellt und halbwegs ausgerichtet sein, was dummerweise viele moderne GoTo-Teleskope standardmäßig nicht bieten.
Vorsicht: Astrofotografie durchs Fernrohr ist wirklich nur was für Freaks! Für den Gelegenheitsbeobachter gibt's da Frust hoch drei!

Der letzte Schrei ist das "elektronische" Okular der bekannten amerikanischen Firma mit "M". Es handelt sich um einen bescheidenen 320 x 240 Pixel CMOS-Chip in einer Okularfassung. Außer an Mond, Sonne und vielleicht den hellen Planeten sollte man davon nichts erwarten. Das eigene Auge ist allemal besser! Im Handel gibt es auch für wenig Geld gleichwertige oder fürs gleiche Geld bessere Kamera- oder Webcam-Module. Und die liefern auch noch wenigstens das europäische PAL-Format und kein für Videorecorder untaugliches NTSC, wie Meade. Man muss sich dazu nur noch eine passende Fassung basteln (z. B. Filmdöschen...).


Zusammenfassung: allgemeine Tipps zur Auswahl und Kauf eines Teleskops

Natürlich hängt die Entscheidung von der Zielgruppe und dem Geldpolster ab. Ich erwähne noch einmal, dass man sich nicht von den bloßen Angaben über die Vergrößerung in die Irre leiten lassen soll!
Was man bei welcher Vergrößerung sieht, kann man übrigens weiter oben im Kapitel Vergrößerung nachlesen. Für Teleskope als Geschenk für Kinder habe ich eine extra Seite erstellt.

1) Feldstecher
Er sollte möglichst lichtstark sein (möglichst große Austrittspupille, empfohlen 5 - 7 mm) und ein großes Gesichtsfeld haben.
Gut geeignet sind Feldstecher mit 7 * 50, 10 * 50 oder 10 * 60 (die erste Zahl gibt die Vergrößerung, die zweite der Objektivdurchmesser in mm an). Finger weg von Zoom-Feldstechern! Die Bildqualität ist meistens Mist.
Wichtig bei Sternbeobachtungen ist außerdem eine exakte parallele Justierung der beiden Lichtwege, sonst sieht man Doppelsterne.
Sehr angenehm sind zudem Ferngläser mit Schrägeinblick, sonst macht das Beobachten hochstehender Objekte keinen Spaß! Solche Geräte für fortgeschrittene Beobachter gibt es vor allem mit größeren Objektivlinsen. Beispiel: APM 20 + 40 x 100

Mittlerweile werden auch einige astrotaugliche Feldstecher mit elektrischen Bildstabilisatoren bereits zu Preisen von ca. 1000 Euro aufwärts angeboten. Sie sollen höhere Vergrößerungen (ca. 15fach) ohne Stativ zulassen. Ich würde mir vielleicht lieber ein gutes Stativ holen. Das wird billiger... Beispiele: Canon 15x50, Fujinon 14 x 40 u. a.

Preislage brauchbarer  Feldstecher: 70 Euro bis unendlich. Als alleiniges astronomisches Beobachtungsgerät sind sie leider etwas spartanisch mit Vergrößerung ausgestattet. Für den, der aber nicht mehr als 100,- ausgeben will, ist der Feldstecher auf einem Fotostativ und ein gutes Einführungsbuch vielleicht die beste Einstieg in die Astronomie, wahrscheinlich besser als eines der "Schülerfernrohre"! Für Himmelsbeobachtungen ist besonders geeignet ein um 45° oder 90° abgeknickter Strahlengang nach oben, damit man keine Gymnastik bei zenitnahen Beobachtungen leisten muss. Solche Feldstecher finden sich aber leider nur selten und im gehoben Preissegment.

2) Spektive
sind, wie erwähnt, mangels Flexibilität in der Ausstattung eher etwas für ambitionierte Naturbeobachter und allenfalls für Gelegenheits-Sterngucker geeignet. Neben den klassischen Spektiven des Fotohandels gibt es auch von Astrofirmen brauchbare Spektive mit Amiciprismen zur Bildaufrichtung und Standardokularanschluss, die astronomisch gut nutzbar sind. Leider sind die Geräte mit auswechselbaren Okularen mittlerweile sehr rar geworden, Ausnahme einige wenige Celestron-Spektive und die Vixen Geoma Reihe (Beispiel). Ob die Bildqualität auch für Planetenliebhaber wirklich ausreichend ist, mag mangels Vergrößerung zweifelhaft sein. Preise: 300 - 1500 Euro.

Wenn das Spektiv für astronomische Anwendungen genutzt werden soll, sollte man auf jeden Fall ein Gerät mit Schrägeinblick wählen, um ein angenehmes Sehen in größeren Höhen über dem Horizont zu ermöglichen. Abraten würde ich von Spektiven mit Spiegeloptik, da nach meiner Erfahrung die Qualität dieser Spiegeloptiken meist sehr bescheiden ist. Eine Ausnahme ist eventuell das C5.

3) Das berühmt-berüchtigte "Schüler- oder Kaufhausfernrohr":
ein 50 mm oder 60 mm Refraktor oder 75 mm Spiegelteleskop mit einfacher azimutaler Montierung. Kosten ab 80 Euro aufwärts. Ist eigentlich nur was für jemanden, der mit Astronomie noch nichts zu tun gehabt hatte. Entweder landet so etwas schnell in der Ecke oder bringt sehr schnell (!) Lust auf mehr. In jedem Fall wird es also nach kurzer Zeit in einer Ecke verstauben.
Die überreichlich angebotenen Zubehörteile bei diesen Komplettgeräten sind leider in Qualität und Auswahl oft haarsträubend. Davon sollte man sich nicht blenden lassen!

Wer so etwas trotzdem kaufen will, sollte nicht allzu viel investieren und dann ein einfaches kleines Dobson-Teleskop wählen, wie z. B. das FirstScope DOB von Celestron für 59 Eur.
Dazu sollte man unbedingt noch das aktuelle "Himmelsjahr" aus dem Kosmos-Verlag dazukaufen. In dem Buch stehen für jeden Tag oder Monat eines Jahres die wichtigsten astronomischen Ereignisse und Sehenswürdigkeiten drin. Anderenfalls weiß kein Anfänger, was er außer dem Mond sonst noch wo beobachten kann! Sehr gut ist außerdem als Ergänzung der "Atlas für Himmelsbeobachter" von E. Karkoschka mit schönen Aufsuchkärtchen der Himmelsobjekte.

In der Zeitschrift "Sterne und Weltraum", Heft 11/2010 wurden vier Einsteigerteleskope in der 200-Euro Klasse von Bernd Weisheit getestet:

4) Für Anfänger, die schon etwas ernsthafter an die Sache gehen und 300 - 400 Euro investieren möchten:
Schon für um die Euro 350,- bis 450,- gibt es solide und parallaktisch montierte Spiegelteleskope mit Durchmesser 114 mm als empfehlenswertes Einsteigergerät. Fast alle Mitglieder in unserem Verein sind damit groß geworden oder werden es noch. Von dem russischen Fabrikat "TAL" wird so ein Gerät für einen relativ günstigen Preis angeboten. Baugleiche Geräte mit recht robuster Mechanik und guter Qualität und evtl. etwas anderer Ausstattung werden unter den Marken "Galaxy" und "Siberia" (Alleinvertrieb über Firma Baader-Planetarium) angeboten. In einfacherer Ausführung mit weniger stabiler Montierung gibt es so etwas schon mit 150 mm Spiegel für ca. 300 Euro, mit 114er Spiegel sogar schon für knapp 150 Euro.

Bei den Kaufhausversionen solcher Geräte ("Bresser", Tasco", "Quelle" u.a. Fernost-Importe, selbst das Celestron Nexstar 114 scheint mit diesem Tubus gesegnet zu sein!) kann die optische und mechanische Qualität ziemlich daneben sein, vor allem, wenn es sich um sog. "Kompakt-Newtons", Schmidt-Newtons oder Maksutov-Newtons handelt. Letztere haben oft sogar einen total unterdimensionierten Fangspiegel, der die Öffnung des Hauptspiegels von 114 auf 80 mm reduziert! Die Kompakt-Newtons sind an der sehr kurzen Baulänge von ca. 50 cm bei 114 mm Spiegeldurchmesser zu erkennen. Zur Brennweitenverlängerung ist eine Barlowlinse fest eingebaut, die die Justage ziemlich erschwert. Das ist bei der Justieranfälligkeit der lichtstarken Primäroptik nicht gerade von Vorteil und verbessert die sparsame Bildqualität auch nicht gerade...
Vor dem Kauf auf jeden Fall durch einen erfahrenen Amateur prüfen lassen!

Für fast die gleiche Summe (400 Euro) kann man übrigens schon wesentlich größere Dobson-Teleskope mit 20 cm Öffnung bekommen! Detail siehe unten.
Beispielhaft ein Dobson-Set bei Astroshop.de, für unter 600 Euro bekommt man sogar schon einen 250er Dobson.

An Refraktoren gibt es in dieser Preislage leistungsmäßig eigentlich nichts ebenbürtiges.

5) Preislage um 1000 - 2000,- Euro
Dafür bekommt man schon einen guten "Newton" 150 mm (als Russenfabrikat von TAL auch schon unter 1000 Euro), Refraktoren um 100 - 120 mm oder mit etwas Aufpreis die populären 8 Zoll (20 cm) Schmidt-Cassegrains mit Grundausstattung (Celestron C8 oder Meade 8-Zöller Schmidt-Cassegrain). Zusätzliche Okulare, Nachführmotoren etc. kann man dann auch noch später nach Belieben dazukaufen.
Letztere würde ich nur unter Einräumung eines Rückgaberechtes kaufen und als Anfänger von einem erfahrenen Amateur beurteilen lassen! Gerade unter den Schmidt-Cassegrains ist die Qualitätsstreuung sehr groß. Unter wenigen guten Geräten findet sich viel Mist, ansonsten sind sie aber recht gute Allroundfernrohre. Sie sind für den anspruchsvollen Einsteiger und Gelegenheitsbeobachter sicher eine gute Wahl.

Vorsicht bei lichtstarken Refraktoren! Früher hatten Refraktoren Öffnungsverhältnisse um 1:15 und waren mit sehr guter Qualität bezahlbar herzustellen. Die heutigen modernen Objektive mit 1:8 oder sogar 1:5 haben, wenn es keine Apochromaten oder Sonderglasoptiken sind, oft erschreckende Farbsäume und sehen neben einem gleichgroßen guten Newton ziemlich alt aus! Wer da legendäre "Refraktorqualität" erwartet, wird sicher enttäuscht werden oder muss für die Spezialoptiken (3-Linser oder Spezialapos) sehr tief in die Tasche greifen. Und von den gelegentlich angebotenen Feldstecherobjektiven für Selbstbauer sollte man auch nur Feldstecherqualität erwarten!

Etwa das Doppelte muss man hinlegen, wenn es ein Teleskop mit integrierter Computersteuerung sein soll, das automatisch und (so Gott will und der User durchblickt) ohne Sucherei jeden gewünschten Punkt am Himmel anfährt (Im Handel: div. Meade LX 200-Modelle, Vixen Sky-Sensor 2000 oder Celestron NexStar). Der letzte Schrei sind neuerdings Teleskope mit GPS-Empfänger, die die an sich wenig aufwändige Einstellung durch massiven Einsatz von Elektronik vereinfachen (sollen ;-). Aber leider ist nicht immer die Handhabung mit Batterien, Kabeln und kleinen Knöpfen bei Dunkelheit und Kälte so einfach, wie die Hersteller versprechen.

Dobson-Newtons

Wer nicht allzu viel Geld ausgeben möchte, aber keine Kompromisse an die optische Qualität machen will, dem sein der Kauf (oder Selbstbau!) eines Newtons auf einer Dobson-Montierung angeraten. Nachteil: keine nachgeführte Fotografie möglich. Vorteile: Billige Bauweise, leichtes Gewicht, hervorragende Transportfähigkeit, riesige Öffnungen realisierbar. Wer nicht ein zu lichtstarkes Gerät wählt, bekommt auch für Planeten ein perfektes Bild bei großen Öffnungen, das jeden Refraktor ins hinterste Glied zurücksetzt...

Fertige Geräte, Bausätze und/oder Bauteile haben z. B: ICS oder GAT. Man bekommt Dobsons aber von praktisch jeder Astrofirma. Außer von Meade habe ich noch keine Klagen über Mängel gehört. Sie sind handlich, einfach zu bedienen und bieten gegenüber einem 114er Spiegelteleskop bei evtl. ähnlichem Preis einen unwahrscheinlichen Leistungsvorteil. Allerdings erlaubt die azimutale Dobsonmontierung ohne Nachführung praktisch keine fotografischen Anwendungen. Solche Dobsonteleskope von den Firmen Galaxy oder GSO (Guan Sheng Optics) werden auf dem deutschen Markt von fast allen Namhaften Astrohändlern angeboten. Die Qualität soll ordentlich sein, aber natürlich darf man bei solchen Kampfpreisen keine Spitzenprodukte erwarten. In "Sterne und Weltraum", Heft 10'2001 befindet sich ein Testbericht. Man kann zwar keine überragende Qualität erwarten, bekommt aber aber trotzdem ein Gerät zu einem unschlagbaren Preis-Leistungs-Verhältnis!

Beispiele fertiger Dobsons für anspruchsvolle Einsteiger: 200 mm Dob GSO, ca. 350 Eur, für unter 600 Euro bekommt man sogar schon einen 250er Dobson.

Da man den Selbstbau aus wenigen Fertigteilen aus Holz mit einer durchschnittlichen Heimwerkerausstattung machen kann, ist das eine hervorragende Gelegenheit, Geld zu sparen und mehr über Teleskope hautnah zu erfahren. Tipps in der Selbstbau-Homepage



Universe2goUniverse2go

Vielleicht eine nette Ergänzung zu einem Teleskop ist - vor allem für die elektronik-verliebte Generation - das "Universe2go" (Bild links, Quelle: Astrohop.de).
Ein Augmented-Reality-Sternenführer, der unerfahrenen Nutzern die Orientierung am Himmel erleichtert, indem in den Anblick des Himmels Sternkarten etc. aus dem Smartphone eingespiegelt werden. Sonst kann die Navigation für den Anfänger unter den Sternen schon schwierig werden.

Beispiele kommerziell erhältlicher Anfängerfernrohre:

Für Teleskope als Geschenk für Kinder habe ich eine extra Seite erstellt.

Kleine Newtons
Empfehlenswerte 114 mm Newtons sind als TAL-1, Siberia 110 (angeblich baugleich mit TAL-1), TAL-1M (mit Motor) oder GALAXY 110 im Handel und liegen preislich zwischen Euro 350 - 600. Diese russischen Fabrikate bestechen durch ihre hervorragende optische Qualität und robuste Mechanik, die jedoch recht schwer ist.
Das Konkurrenzgerät von Vixen (GP-E R114) ist dagegen ausstattungsmäßig am besten und vor allem ist die GP-Montierung hervorragend! Allerdings ist der Preis deutlich höher (650 Eur). Für ambitionierte Einsteiger das empfehlenswerteste Gerät. Lesenswert ist in diesem Zusammenhang der Test im SuW-Heft 2 und 3/1999. Mittlerweile wird das 114er Celestron-Teleskop meist nur noch mit der schlechteren EQ-Montierung angeboten. Beispiel: Celestron Astromaster 114 EQ-C für unter 200 Euro.
Der Meade Explorer 4500 wird allgemein als mechanisch unzulänglich angesehen und kann kaum weiterempfohlen werden. Ebenso die Kaufhausmarken von Tasco, Bresser etc. Dort wird im allgemeinen die absolute mechanische Unzulänglichkeit bemängelt.
Newtons mit Spiegeln unter 100 mm Durchmesser würde ich übrigens nicht empfehlen, dann lieber einen 60 mm Refraktor nehmen! Das gleiche gilt für die sehr kompakten Schmidt-Newtons oder Maksutov-Newtons mit 114 mm Öffnung.

Mittlerweile werden immer mehr 150 mm Newtons zum Einsteigerpreis angeboten. Leider kann ich davon keine persönlichen Testberichte angeben. Händlerbeispiel: Celestron N 150/750 mm

Eine Nummer größer gibt es Newtons zwischen 150-200 mm Spiegeldurchmesser in empfehlenswerter Qualität z. B. von TAL, Siberia, Galaxy und Vixen.

Einsteigerrefraktoren:

An 60 mm Refraktörchen soll der Meade Explorer 230 für ca. 200,- Euro ganz brauchbar sein. Er wird auf einer passablen, allerdings azimutalen Montierung geliefert. Die Version mit parallaktischer Montierung (Explorer 285) soll total wackeln und schlecht sein. Auch wenn die Baulänge von Refraktoren mit Öffnung 1:10 bis 1:15 etwas abschreckt, sollte man lieber dazu greifen als zu ultrakompakten 1:5 bis 1:8 Refraktoren. Die Bildqualität ist Klassen besser!

90 mm Refraktoren sing dagegen optisch meistens recht brauchbar und für Sonne, Mond und Planeten eine sehr gute Wahl. Ein hervorragendes Gerät dieser Bauart ist das Vixen 90M, das allerdings mit Montierung schon um die 1000 Euro verschlingt, und damit deutlich über den 114er Spiegeln oder gar einem 200er Dobson liegt. Das optisch angeblich gleich gute Konkurrenzprodukt von Meade (Explorer 395) ist zwar billiger (um Euro 650), aber zeigt absolute Mängel bei der Montierung. Das gleiche gilt natürlich für die allseits bekannten Kaufhausmarken (Bresser, Tasco, Konus, Danubia und wie sie alle heißen, es fast alles irgendwelche Teile aus fernöstlicher Produktion).

In letzter Zeit haben die neuen Refraktoren von Bresser z. T. ganz gute Kritiken bekommen. Da die ihre Sachen aber auch aus China einkaufen, kann morgen schon wieder alles anders aussehen...
Außerdem sind deren Refraktoren (und die ähnlicher Anbieter) einfache Fraunhofer-Achromaten, die bei Öffnungen um 1:8 bis1:10 ganz kräftige Farbsäume zeigen und die "legendäre" Refraktorqualität schnell vergessen lassen. Daneben wird die mangelhafte Verarbeitungsqualität des öfteren bemängelt. Zur Beseitigung der Farbsäume bieten sich licht- und geldschluckende Farbfilter an. Test in "Sterne und Weltraum", Heft 8/2003


Die "Russentonne"
Ambitionierte Fotoamateure können den Erwerb eines russischen Spiegelteles 1000 mm 1:10 in Erwägung ziehen. Kostenpunkt auf Flohmärkten ca. 190 Euro. Das gleiche muss man noch einmal für Adapter und Okulare ausgeben, und man hat ein brauchbares Maksutov-Teleskop. Leider ist die Schärfe bei hohen Vergrößerungen nicht optimal, 100fach ist die erträgliche Obergrenze. Für die Planetenbeobachtung weniger geeignet, aber ein nettes Reise- und Leitfernrohr.
Leider ist die Optik meist verspannt. Durch Lockern der Verschraubungen aller optischer Fassungen kann man die Qualität beträchtlich steigern! Ohne diese Einstellung ist die Qualität oft sehr enttäuschend, es sei denn, man hat die handgeprüfte "A-Code" Serie, Preislage um Euro 300,-.

Zusätzlich noch notwendig: ein Okularadapter, Okulare, Zenitspiegel, Montierung, Stativ, Sucher, ....
Fazit: wer so etwas nicht schon hat (Anfänger!), der braucht nach einer Russentonne nicht zu gucken!

Mehr dazu in meinem Extra-Skript zur Russentonne und deren Justierung.
Bauanleitung für eine Russentonnenmontierung: http://members.tripod.de/quickastro/giottowks/start.htm

Die Russentonne oder deren kleiner Bruder (500 mm, 1:8) ist nicht zu verwechseln mit diversen Maksutovs 90/500 mm (Maksutov 500 mm, 1:5,6), die gelegentlich zu Preisen um Euro 250,- über die Märkte schwappen und eine absolut hanebüchene Qualität haben. Ich selbst bin mal für 24 Stunden Besitzer eines solchen Teils gewesen :-((
Sie taugen weder zum Fotografieren, noch zum Beobachten, und sie sind wohl auch nicht justierbar. Auch das Konus Simplex-90 scheint so ein Teil zu sein, es gibt sie aber auch "NoName" oder von Celestron. Hände weg davon!!

Das Meade ETX
Oft kommen Anfragen zum Meade-ETX-Teleskop (ursprünglich Maksutov, Ø ca. 90 mm, jetzt auch mit anderen Öffnungen und als Refraktor zu haben). Dazu verweise ich mal auf Weasners ETX Homepage (englisch). Persönlich halte ich von dem Gerät wenig, da zu klein, zu teuer, zuviel Plastik... Zwar im Prinzip schön ausgedacht (und dem legendären und teuren amerikanischem Questar nachempfunden), aber mit Sicherheit auch allen Meade-Pferdefüßen anhaftend (Diskrepanz zwischen Werbung und Wahrheit). Es tut vielleicht als Zweit-Reisefernröhrchen fürs Handgepäck gute Dienste. Der einzige Vorteil ist die ultrakompakte Bauweise und deshalb hervorragende Mobilität des Telesköpchens. Kosten so ab 400 - 800 Euro, je nach Größe. Fotografisch wohl untauglich, da der Nachführmotor mit Kamera schlapp macht.

Die wohlwollenden Berichte von der "legendären" Abbildungsqualität stammen leider offenbar häufig von blutigen Anfängern, die damit Sterne 16. Größe gesehen haben wollen oder schon von Feldstecherobjekten zu Begeisterungsstürmen hinzureißen sind. Das Konkurrenzprodukt: Celestron mit 102 mm Öffnung kommt in der Kritik meist besser weg, hat aber eine weniger ausgefeilte Bauart. Etwas mehr Power bietet das Celestron C6.
Ähnlich computerisiert wie das ETX sind die Geräte der Celestron NexStar-Baureihe oder das Skypod, mit verschiedenen Optiken erhältlich. Ein Test dieser Teleskope mit GoTo-Automatik befindet sich in "Astronomie Heute" Heft März/April 2003.

Abraten möchte ich davon, eines der Billig-Teleskope aus Kaufhäusern, Supermärkten oder Lebensmitteldiscountern zu kaufen oder an jemanden zu verschenken. Alle Jahre wieder zur Weihnachtszeit werden da z. B. Spiegelteleskope mit ca. 70 mm Öffnung für 50 - 100 Euro angeboten. Ich habe zwar nicht durch jedes dieser Geräte gesehen, aber Erfahrungsberichte dazu schrecken ab... Oft sind sie so gründlich dejustiert, dass ein Anfänger, der sich nicht vor der ersten Beobachtung mit einem Schraubenzieher über sein Teleskop hermacht, kaum etwas finden und erkennen kann.
Der Mondkrater ist zwar ganz eindrucksvoll, auch die Venusphasen, Jupitermonde und die Saturnringe sind damit zu sehen, aber mehr zeigt so ein Gerät kaum. Nach wenigen Nächten ist die Begeisterung dahin. Macht also 10 Euro die Nacht, und das empfinde ich als teuer! Wer als Anfänger durch so ein Gerät schaut, gewinnt sicher die Einstellung: "Astronomie ist Schrott, man sieht ja eh nichts" und stellt Gerät und Hobby in die Ecke. Sinnvoller scheint mir dann schon der Erwerb eines Feldstechers (z. B. 7 x 10 oder 10 x 50) und/oder guter Astronomieliteratur oder Sternkarten (z. B. "Himmelsjahr" oder den "Karkoschka", siehe oben)!

Bekannte Montierungen ("Deutsche Montierungen"):

Wer sich eine separate Montierung kaufen möchte, kann z. B. auf die bekannte "Polaris"-Serie von Vixen zurückgreifen.
Für kleine Teleskope (bis 110er Newton) reicht die Polaris oder NP (=New Polaris)-Montierung. Äußerlich ähnlich sieht die Montierung Bresser EQ 3 aus, allerdings hört man oft von wackeligen Schrauben, großem Spiel etc. Hoffentlich gilt dort nicht das gleiche, wie für die Bresser EQ 4 (Siehe nächster Absatz). Abraten möchte ich von Teilen wie der EQ1 oder EQ2. Sie verhindern gerade, dass das Teleskop von Stativ fällt, an Stabilität ist dabei aber nicht zu denken.

Besitzer größerer Teleskope oder Fotografen sollten die Vixen SP (=Super Polaris) oder den Nachfolger GP (=Great Polaris) wählen. Die GP wird übrigens in drei Varianten angeboten: Als abgespeckte "Einsteigerversion" GP-E ohne Teilkreise und Polsucher. Die GP ist das Standardmodell, und die GP-DX-Montierung ist besonders verstärkt (Stahlachsen statt Alu). Die den Vixen-GP-Montierungen äußerlich sehr ähnliche Bresser EQ 4 wurde in "Sterne und Weltraum" (SuW), Heft 9'2001 ausgiebig getestet. Vielleicht verbessert der Hersteller nach dem absolut vernichtenden Testergebnis diese Montierung bald in wichtigen Details, so dass sie auch benutzbar ist ...

Die früher erhältliche sehr stabile Saturn-Montierung gibt es leider nur noch gebraucht. Als Alternative bieten sich da die Modelle z. B. von AstroPhysics, Losmandy, AOK oder die Gemini- , Millennium- und Atlux-Montierung an. Ultimative Montierungen stellen Sideres und Alt her, aber die kosten.... (je nach Modell 4 - 5-stellige Euro-Beträge).
Neuerdings versucht die EQ 6 in diesem Bereich mit einem sehr günstigen Preis Fuß zu fassen. Tests und Verbesserungsberichte z. B. in SuW 4'2002 und 8'2002 zeigen jedoch erhebliche Mängel, so dass der Kauf allenfalls visuellen Beobachtern empfohlen wird. Fotografisch ist sie - vorsichtig gesprochen - nur eingeschränkt verwendbar und wird sicher nicht das letzte Modell des Fotografen bleiben...

Die deutsche Montierung von Meade mit Computersteuerung besticht durch bulliges Aussehen und absolute Instabilität und reicht gerade noch für 80 mm Refraktoren... Außer von Problemen habe ich über dieses Teil bislang wenig gehört.

Mehr zu den computergesteuerten sogenannten "Goto-Teleskopen" habe ich weiter oben bei den Montierungen geschrieben.


Wo kaufen?

Günstige Gelegenheit zum Fernrohr- und Zubehörkauf ist der alljährlich im Frühjahr (Samstag, 18.05.2019, 10-18 Uhr) in Essen/Ruhr stattfindende ATT (Astronomischer Tausch- und Trödeltreff: Gymnasium am Stoppenberg, Im Mühlenbruch 51, 45141 Essen) oder die AME im Spätsommer/Herbst in Villingen-Schwenningen (nächste AME: 14.09.2019, ab 2020 am zweiten Septemberwochenende), wo alle namhaften Hersteller vertreten sind und sogar Messerabatte gewähren. Dort gibt's auch günstig Gebrauchtgeräte. Einen besseren Überblick über den Markt bekommt man kaum. Kleinere Messen finden regional ebenfalls statt, wie z. B. im Spätherbst der HATT in Hattingen (Nächster: Samstag, 30.11.2019, 10 - 16 Uhr, Gebläsehalle Henrichshütte, Hattingen).
Es finden auch im gesamten deutschsprachigen Raum regelmäßig Teleskoptreffen statt, wo man sich über Teleskope jeder Größenordnung umfassen informieren kann und die Geräte auch meist direkt selbst am Himmel testen kann. Verzeichnisse von weiteren Teleskoptreffen und Messen z. B. auf Astrogarten.de.

Viele Anzeigen für Gebrauchtgeräte finden Schnellentschlossene über die Kleinanzeigen in der Zeitschrift "Sterne und Weltraum". Online auch Gebrauchtbörsen z. B. bei Astromarkt.de. Ich würde aber niemals ein Gerät ungesehen und ohne Rückgaberecht kaufen!!

Abraten möchte ich davon, beim nächstbesten Optiker um die Ecke ein Fernrohr zu kaufen. Dort stehen i. d. R. nur einschlägig bekannte Marken wie Bresser, Tasco etc. herum, die aus Fernost kommen aber nach deutscher Wertarbeit klingen sollen. Wenn ich so ein Verkaufsgespräch gelegentlich mitbekomme, habe ich oft Probleme, das Lachen oder Weinen zu unterdrücken. Besser ist es, sich an einen der unten aufgeführten Händler zu wenden. Dort bekommt man mitunter erstaunlich kulante Angebote und Umtauschregelungen.

Handwerklich Geschickte können sich an den Selbstbau eines Fernrohres wagen. Es ist nicht so schwierig, wie man erst meinen könnte und recht preiswert! Dobson-Teleskope sind aus dieser Idee entstanden. Weblinks und Adressen dazu gibt's massenhaft auf der Seite der VdS-Fachgruppe Tesleskope und Selbstbau.

Weitere Hilfestellung gibt die nächste Volkssternwarte oder astronomische Vereinigung.

Ähnliche Informationen wie diese Seite gibt es auch in gedruckter Form: das "Teleskop-1x1", der "Fernrohrführerschein in 4 Schritten" und "Fernrohrwahl für Einsteiger in 4 Schritten", alle von Ronald Stoyan.


Zu guter Letzt:
Und womit beobachtet jemand, der einen solchen Text schreibt?

Für eine Zeit lang nannte ich ein Celestron 11 (28 cm Schmidt-Cassegrain) mein eigen. Für Deep-Sky-Beobachtungen ist das Teil hervorragend, am Planeten allerdings kaum besser als mein guter alter 150er Newton (auch nach der Reklamation nicht, denn die heftige sphärische Aberration haben die nicht wegschrauben können, ich aber mittlerweile schon).
Mittlerweile habe ich mich aber davon wieder getrennt und bin zu einem 250 mm Newton-Spiegel aufgestiegen.

Wenn nicht mit dem dicken Newton, dann beobachte ich seit 19 Jahren mit einem 150 mm Newton 1:8, Marke Eigenbau. Die vorzügliche Optik ist von Lichtenknecker. Montiert auf Vixen-Saturn-Montierung (leider nur noch gebraucht erhältlich). Die trägt auch locker noch mein C11.
Nebenher für "Ex und hopp-Beobachtungen": Russentonne oder 95 mm Newton-Eigenbau.
Okulare: 45 mm Ultima, div. Weitwinkelokulare von 24 bis 7 mm Brennweite und ein 5 mm Eudiaskopisches für Planeten.

Auf Exkursionen nehme ich gerne mein 20x77 mm Miyauchi-Fernglas mit. Es zeigt mehr als manches kleine Teleskop!

Was würde ich mir kaufen, wenn ich noch kein Gerät hätte?
Dasselbe! Oder vielleicht einen dieser Lichtsauger, so einen richtig tierisch großen Dobson. Der taugt allerdings nur was bei Exkursionen unter einen völlig dunklen Himmel. In Stadtnähe kann man diese Lichteimer weitgehend vergessen.

Und warum keinen Refraktor?
Vielleicht als Drittfernrohr. Zeigt fürs Geld einfach zu wenig, das dann aber manchmal betörend gut!
Böse Zungen behaupten, Refraktoren wären was für saturierte Ästheten...


Auswahl einiger Weblinks (ohne Anspruch auf Vollständigkeit):

zu Wolfgangs Astro-Homepage und zu weiteren Astrolinks
Alles über das hintere Fernrohrende in Wolfgangs Okulartipps und bei www.astro-okulare.de (Dr. Reese Astronomische Okulare) Meine Gedanken zu Teleskopen als Geschenk für Kinder
meine Artikel zu Optikreinigung, Justierung von Newton- und von Schmidt-Cassegrain-Teleskopen
Liste mit Doppelsternen zum Fernrohrtest, Fernrohrtest am Tage und mit künstlichem Doppelstern
Justierung von Polsucher und Montierung
Mehr zur Sonnenbeobachtung für Amateure.
Teleksoptests bei fernrohrfinder.de
Teleskoptipps von Intercon, Astronomie.de und Tests bei S. Wienstein
Selbstbau-Homepage mit allem, was der Selbermacher braucht und wissen muss!
VdS-Fachgruppe Amateurteleskope und Selbstbau (Herbert Zellhuber)
D. Bishop's Teleskop-FAQ
Infos zur "Russentonne" und deren Justierung und zu Test und Justierung von Schmidt-Cassegrains von mir
Aktive Optik am Schmidt-Cassegrain: Beseitigung von Astigmatismus und sphärischer Aberration
Weasners ETX HomePage (engl.) mit vielen Infos zum Meade ETX

Kinderseiten von Astronomie.de, mit Tipps zu Teleskopen, Beobachtungsobjekten, Büchern etc. für Kinder und ihre Eltern.

Links zu Händlern und Herstellern, auch ohne Anspruch auf Vollständigkeit:

Links auch in meiner Linkseite unter "Bezugsquellen und Händleradressen"
Hersteller: Befort, Celestron, Bresser, Losmandy, Meade, TeleVue
Online-Astroshops und Händler: Astroshop.de , Astrocom (82152 Martinsried), Astro-Instrumente Thiele (Wiesbaden), Astro-Optik-Bock (Braunschweig), Baader-Planetarium (82291 Mammendorf),  Intercon Spacetec (ICS), Keller (Pentling), Optik-Miller (Innsbruck), Optische Geräte Jülich, Teleskopservice Ransburg, VegaOptics.de, ZuDenSternen.de
Literatur: Astro-Shop (Hamburg)

Überregionale deutsche Zeitschriften, z. T. mit Tests und Gebrauchtanzeigen:
"Sterne und Weltraum" (SuW), "Astronomie Heute", "Interstellarum"


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