Am 09.03.2016 hat sich sich in einem
der schönsten Tauchgebiete der Welt, im Korallendreieck um
Indonesien, eine totale Sonnenfinsternis ereignet. Das war für
mich Grund, eine Reise zur Finsternis mit einem Tauchurlaub auf
Sulawesi zu kombinieren. Da zum Zeitpunkt der Finsternis in
betreffenden Gebiet die Regenzeit einsetzt, kam der Auswahl des
Stützpunktes bzw. des Beobachtungsortes meteorologischen
Überlegungen eine herausragende Bedeutung zu. Nach den Wetter- und
Klimastatistiken von Jay Anderson waren vor allem die Straße von
Makassar zwischen Kalimantan und Sulawesi sowie die Molukkensee
zwischen Halmahera und Sulawesi die Gebiete mit den besten
Sichtbarkeitschancen. Da die Westküste von Sulawesi in den
Wetterstatistiken annähernd gleichgut wie Halmahera ist und
Halmahera praktisch kaum zu betauchen ist, habe ich mich für einen
Platz etwas südlich de Ortes Pasangkayu entschieden. Man konnte
hoffen, dass in dem dortigen etwas breiteren und flachen
Küstenstreifen die Bewölkung der umliegenden Berge noch nicht
stört und dass vielleicht der Rückgang der Luftkonvektion im
Verlauf der Finsternis etwaige Wolkenbildung unterdrückt. Als
Stützpunkt und Tauchbasis habe ich das Prince John Dive Resort am
Tanjung Karang, dem Nordwestlichen Ende der Palu-Bucht ausgewählt,
von wo aus man den geplanten Beobachtungsplatz in gut zwei Stunden
über eine für örtliche Verhältnisse gut zu befahrende Straße
erreichen konnte.
Die Koordinaten des Beobachtungsplatzes waren: -1° 15' 41.41"
S 119° 18' 32.72" E oder dezimal: -1.261503° S 119.309089° E.
Das Equipment wurde auf einer ca. 10 x 20 m großen betonierten
freien Fläche direkt am Strand aufgebaut.
Hier die Daten für unseren Beobachtungsplatz im Dorf
Pedanda südlich von Pasangkayu an der Westküste Sulawesis 17 km
nördlich der der Zentrallinie, berechnet mit EclipseDroid:
Mi, 09.03.2016 8:37:43 UTC+8h: totale
Sonnenfinsternis Dauer 02:42,7s Sonnenaufgang 6h10m, Untergang 18h17m in Pedanda;
DeltaT = 68.18 s
Die Finsternis war ein voller Erfolg! Während
sich beim Eintreffen am Beobachtungsplatz noch einige dünne Wolken
über den östlichen Horizont bis in Sonnenhöhe erhoben, lösten sie
sich nach dem ersten Kontakt vollständig auf, so dass wir die
interessanten Phasen der Finsternis bei wolkenlosem Himmel
verfolgen konnten.
An unserem Beobachtungsplatz haben wir Videos und Fotos mit
verschiedenen Brennweiten vom 8 mm Fisheye bis zum 500 mm Tele
gemacht sowie Wetteraufzeichnungen und Messungen der
Umgebungshelligkeit gemacht.
Einzelbelichtungen
mit 1/30s, 1/8s, 0.5s, jeweils bei ISO 100,
Auffällige, schön
strukturierte Protuberanz am Sonnenrand, die sogar gut mit bloßem
Auge zu erkennen war.
Belichtung 1/500 s ISO 100
Sehr schöne Baily's beads im
Diamantring beim dritten Kontakt.
Belichtung 1/30 s ISO 100 um 00:39:01 UTC
Ein
kontrastverstärktes HDR Komposit der Korona, unter Verwendung von
9 Einzelbildern mit Belichtungszeiten zwischen 1/250 s ISO 100 und
1.0 s ISO 200.
Es waren wunderschöne koronale Streamer sichtbar.
Orientierung ist Norden oben, der Anblick in Indonesien mit dem
bloßen Auge entspricht einer Bildrotation von 91 Grad im
Gegenuhrzeigersinn.
Auch im Erscheinungsbild der Korona war die Asymmetrie in
der Sonnenaktivität der beiden Sonnenhemisphären deutlich
erkennbar. Die Südhemisphäre zeigt bereits Anzeichen einer
typischen Minimumskorona mit ausgeprägten polaren Streamern,
während die Nordhälfte mit ihren vielen Helmet Streamern noch eher
auf eine höhere Sonnenaktivität hinweist.
Lang belichtete Aufnahmen zeigen sogar das aschgraue Mondlicht und
das "Mondgesicht" auf der unbeschienenen erdzugewandten Mondseite.
Der Positionswinkel der Sonnenachse betrug -23.6°
Eine
Weitwinkelaufnahme zeigt den schönen Verlauf der Dämmerungsfarben
während der Totalität.
Links: 14 mm Objektiv, 1,6 s ISO 100 f/6.7 links,
Rechts: 8 mm Walimex Fisheye, 5s ISO 200 f/11 (Bildbearbeitung
Belichtungskorrektur), Nikon D700.
Dank an Dr. Karl-Werner Kempf.
Die Bilder zeigen, dass wir uns während der zentrale Phasen der
Finsternis über einen perfekten klaren Himmel freuen konnten.
Leichte Schleierwolken beim ersten Kontakt.
Ausschnitt aus einem Fisheye-Bild.
16x time lapse Video einer GoPro-Aufnahme des Mondschattens. Dank
an Dr. Karl-Werner Kempf.
32x time lapse Video aus den Fisheye-Aufnahmen mit der Nikon D700
und dem Walimex 8mm Fisheye. Dank an Dr. Karl-Werner Kempf.
Fliegende Schatten waren nur sehr schwach auszumachen, die
genauere Analyse eines Videos steht noch aus.
Polarisationsmessungen
Mit meinem500mm1/8 Objektiv habe ich je drei
Belichtungenmit1/250s,1/30sund1/2sBelichtungszeit beiISO 100durch ein linearesPolarisationsfilter durchgeführt, jeweilsmit einer Orientierungvon 0°,
60 °und 120 °bzw.in
Bezug auf denHimmels-Nord.In
den Bildernentspricht dem rotenKanal0°, grünbis 60°undrotbis 120 °bzgl. Nord,Drehungim Gegenuhrzeigersinn. Da das Filter freihändig
gehalten wurde, ist die Lage möglicherweise nicht sehr exakt. Ein Klick auf die Bilder
zeigt eine vergrößerte Darstellung. Die
Ebene des polarisierten Lichtes zeigt im wesentlichen tangential
zur Sonnenoberfläche.
Polarisationsbild der inneren Korona, 1/250 s
ISO 100
Die ungefähre Orientierung des elektrischen Feldvektors für
die einzelnen Farbkanäle ist durch Pfeile markiert.
Die Protuberanz zeigt keine nennenswerte Polarisation.
Polarisationsbild der inneren Korona, 1/30 s
ISO 100
Polarisationsbild der äußeren Korona, 1/2 s
ISO 100
Fliegende Schatten
Zur Registrierung der Fliegenden Schatten wurde mit
einer Panasonic Lumix Bridgekamera eine Projektionsfläche
auf HD mit 25 fps mit der Panasonic Lumix FZ-1000 gefilmt. Für
eine bessere Darstellung wurde die Projektionsfläche durch
Mittelung über 12 Frames geglättet, das Resultat vom Originalvideo
abgezogen und dann der Kontrast um den Faktor 25 verstärkt. Das
dabei unvermeidlich sichtbare Bildrauschen wurde mit einem
zweifachen Gauss-Weichzeichner reduziert. Die Projektionsfläche
hatte einen Durchmesser von 107 cm und war um 27 ° gegen die
Senkrechte in Richtung Sonne geneigt.
Für weitere Informationen und allgemeine Erklärungen der
fliegenden Schatten lesen Sie meine Webseite über die fliegenden
Schatten.
Kurzer Ausschnitt aus dem Originalvideo. Die Fliegenden
Schatten sind sehr schwach und kaum zu sehen, deshalb ist eine
Kontrastverstärkung nötig.
25 x kontrastverstärktes und geglättetes Video von den
Fliegenden Schatten vor dem zweiten Kontakt. Die Schattenbänder
verlaufen annähernd diagonal über die Projektionsfläche, in der
gleichen Orientierung wie die Sonnensichel am Himmel. Ihre Bewegung
ist nicht einheitlich, sondern scheint recht turbulent zu sein.
25 x kontrastverstärktes und geglättetes Video von den
Fliegenden Schatten nach dem dritten Kontakt.
Weil der Beobachtungsort nicht genau auf der Zentrallinie lag, war
der Ort des dritten Kontakts nicht genau gegenüber dem zweiten
Kontakt auf der Sonnenscheibe. Deshalb ist auch die Orientierung der
Schattenbänder nach dem dritten Kontakt ein wenig anders. Sie
verlaufen fast horizontal, entsprechend dem Positionswinkel der
Sonnensichel am Himmel. Nach dem dritten Kontakt sind die
Schattenbänder noch schwächer als vor dem zweiten Kontakt, Ursache
ist vermutlich die nachlassende Turbulenz und Konvektion in der
Atmosphäre.
Nachfolgend einige Standbildauszüge aus dem Video. Ein Inset zeigt
die projizierte Lage der Sonnensichel. Man erkennt, dass die
Schattenbänder parallel dazu verlaufen. Ein Klick auf die Grafik
vergrößert die Bilder.
Standbild der Fliegenden Schatten 54 Sekunden
vor dem zweiten Kontakt.
Der Bandabstand der Schattenbänder ist noch relativ groß.
Zum Vergleich: Der Durchmesser der Projektionsscheibe
beträgt 107 cm.
20 Sekunden vor dem zweiten Kontakt hat der
Bandabstand der Schattenbänder deutlich abgenommen.
26 Sekunden nach dem dritten Kontakt sind die
Schatten undeutlicher zu sehen. Der Winkel der Bänder
hat sich auch gedreht, weil die Ausrichtung der Sonnensichel
am Himmel sich gegenüber dem zweiten Kontakt verändert hat.
Dank an Ulrike und Dr. Karl-Werner Kempf für die freundliche
Bereitstellung des Aufnahmeequipments!
Wettermessungen
An unserem Beobachtungsplatz
habe ich mit einer mobilen Wetterstation, basierend auf einer C-Control Unit, Wettermessungen
durchgeführt. Die Temperatur in 1 m Höhe sank von maximal 32°C um
07:41 kurz nach dem ersten Kontakt auf 27.3 °C um 08:43
Ortszeit. Dieses Minimum wurde 4 Minuten und 30 Sekunden nach dem
vierten Kontakt erreicht, um danach schnell wieder die normalen
Tageswerte zu erreichen. Es wurden auch Messungen in Bodennähe (10
cm über dem Boden) und direkt auf dem Boden gemacht.
Letztere wurden zum Teil durch direkte Sonnenbestrahlung gestört.
Die Umgebungshelligkeit sank auf 5 Lux während der Totalität.
Ein Klick auf die Grafiken zeigt ein vergrößertes Bild
Die Luftfeuchtigkeit verhielt sich erwartungsgemäß
umgekehrt zum Temperaturgang. Von einem Minimum von 74% rel.
Feuchte um 07:40 UTC+8h stieg die Feuchtigkeit parallel zur
sinkenden Temperatur bis auf 94% um 08:46, um danach mit der
steigenden Temperatur schnell wieder zu fallen. Ein Finsterniswind
konnte wieder nicht registriert werden. Der Wind war am
Finsternistag ohnehin recht schwach, zur Totalität kam er fast
völlig zum Erliegen.
Die Wetterstation befand sich auch auf der betonierten Fläche am
Strand des Ortes Pedanda, Bild rechts. Für die Temperaturaufzeichnungenverwendete ichabgeschattete digitale
DS1621Sensoren,für
die HelligkeiteinenTSL230Chip,für die Feuchteeinen
analogenHIH-4031-Sensor
undfür die
WindgeschwindigkeitsmessungeneinSchalenanemometermit
einer Lichtschranke.
Die Wetterstation war auf dem gleichen Stativ montiert wie meine EclipseDroid-gesteuerte 500
Telekamera.
Dietotale Sonnenfinsternisvon2016ist Teil desSaroszyklus
130, der im Jahr 1096
begann und nach73
Finsternissen 2394 enden wird. In einem
Saroszyklus kommt es alle 18Jahre und18 Tage zu einer dem Vorgänger
sehr ähnlichen eine Sonnenfinsternis.
Der Zyklus 130 enthält 30 partielle Finsternisse.Die anderen43sind
total,mit einer Dauerzwischen1:14Minutenbis6:57im Jahr1565.Da in der Regeleinigeringförmigeoder hybride zentrale Finsternisse in
einem Saroszyklus auftreten, ist der Zyklus Nummer130mitausschließlichtotalen und partiellen Finsternissen recht bemerkenswert .Das Bild links
zeigteine Darstellung des Zyklus alsSaros-Schlange, die
anzeigt, wie derMondschattendie ErdeamMaximum jederFinsternistrifft.Klicken Siein das Bild, um es zu vergrößern.Es wurde mitmeinem Windows-SoftwareSarosportrait erstellt.