Der Saroszyklus 133

von Dr. Wolfgang Strickling
English translation by Google


SarosportraitDer Saroszyklus 133, der uns die australische Sonnenfinsternis von 13.11.2012 beschert, begann im Jahre 1219 mit einer partiellen Finsternis im nördlichen Polargebiet der Erde. Alle 223 (synodische) Monate, entsprechend 18 Jahren und 11 1/3 Tagen (6585,3 Tage) tritt wieder eine Sonnenfinsternis unter fast den gleichen Bedingungen in diesem Zyklus ein.

Die Finsternisse innerhalb eines Saroszyklus wandern langsam über die Erde, und zwar diejenigen aller ungeradzahligen Zyklen von Nord nach Süd. Diese Finsternisse finden alle im aufsteigenden Mondknoten statt. Diejenigen der geradzahligen Zyklen verlaufen im absteigenden Mondknoten von Süd nach Nord über den Globus.
Wie jeder Saroszyklus beginnt er mit einer Reihe partieller Finsternisse (hier 12 Stück), bevor 1435 eine der seltenen nichtzentralen Ringförmigen Finsternisse stattfand. Nach 5 zentralen ringförmigen und einer hybriden Finsternis folgen nur noch totale Sonnenfinsternisse, deren längste am 07.08.1850 mit 6 Minuten 50 Sekunden Dauer stattfand. Die letzten 7 Finsternisse werden wieder partiell in der Südpolarregion der Erde sichtbar sein.

Am 21.12.1922 hat dieser Saroszyklus schon einmal den Australiern eine schöne Totale SoFi beschert. Damals wurde in einer großen Expedition an der Australischen Westküste neben der SoFi von 1919 Einsteins Relativitätstheorie erfolgreich auf die Probe gestellt. (s. Bericht der Astronomicl Society of Australia hier). Eine Deutsch-Holländische Expedition auf den Weihnachtsinseln scheiterte dagegen am schlechten Wetter.

Eine andere wissenschaftlich bedeutende Finsternis dieses Saroszyklus fand am 18.08.1868 statt. Damals wurde zum ersten Mal die Spektroskopie bei einer Sonnenfinsternis angewendet. Hierbei erkannte der Pariser Astronom Janssen, dass die Protuberanzen ein Linienspektrum aussenden. Diese Endeckung brachte bedeutende Erkenntnisse über die Sonne und die Korona und führte später zur Entwicklung von Spektrohelioskopen und Protuberanzenansätzen.

Um sich über die Finsternisserie genauer zu informieren, eignet sich besonders die Erstellung eines grafischen "Sarosportraits". Diese Art der Darstellung geht auf eine Idee von Kurt Leingärtner zurück. Hier werden die Finsternisse so dargestellt, wie sie sich vom Mond aus gesehen auf die Erde bzw. die sogenannte Besselsche Fundamentalebene projizieren würden. Die Erde wird als hellblau gefüllter Kreis in Bildmitte gezeichnet. Die Finsternisse werden zum Maximumszeitpunkt, also zum Zeitpunkt der geringsten Annäherung an den Erdmittelpunkt in die Grafik eingezeichnet. Die Art der Finsternis wird farblich codiert, mit maßstäblich korrekter Darstellung des Kernschattendurchmessers. Nur für sehr kleine Schattendurchmesser muss zur Sichtbarmachung eine gewisse Mindestgröße in der Zeichnung gewählt werden. Zusätzlich zum Kernschatten wird der Halbschatten der ersten und letzten partiellen Finsternis auch eingezeichnet.

In dieser Darstellung fällt auf, dass sich die Finsternisse in Schlangenlinien über den Globus ziehen. Diese Sarosschlange hat ihre Ursache in der Tatsache, dass die Finsternisse im Saroszyklus langsam aber sicher durch alle Jahreszeiten ziehen und sich die Neigung der Ekliptik zum Neumondzeitpunkt demzufolge stets ändert. Bei Finsternissen in der ersten Hälfte des Jahres liegt der Maximuszeitpunkt in der Nähe der "5Uhr/11Uhr"-Linie, Finsternisse in der zweiten Jahreshälfte liegen nahe der "7Uhr/1Uhr"-Linie.

Erläuterung der Besselschen FundamentalebeneUm die Grafiken besser zu verstehen, lohnt es sich, einen Blick auf die Zeichnung rechts zu werfen (Vergrößerung durch Klick auf das Bild):

Die Besselsche Fundamentalebene, die für Finsternisberechnung oft verwendet wird ist die senkrecht stehende Ebene (blau umrandet). Sie ist die Darstellungsebene für das links dargestellte Sarosportrait. Sie schneidet den Erdglobus im Zentrum und steht senkrecht auf der Schattenlinie, also der Verbindungslinie Sonne-Mond-Schattenpunkt. Geografisch Nord liegt oben, aber die Erdachse (grün) ist aus der Fundamentalebene meistens nach vorne oder hinten gekippt. Dementsprechend scheidet die Äquatorebene (grün) die Fundamentalebene zwar in der Waagerechten, ist aber in der Regel ein wenig gegen die Waagerechte geneigt. Auch die Bahn des Mondschattens verläuft überlicherweise nicht waagerecht, sondern mehr oder weniger stark geneigt. Sie ist im Bild rechts beispielhaft für eine Finsternis in rotbraun eingezeichnet.

Wenn man alle Finsternisse eines Saroszyklus auf ein- und dieselbe Besselsche Ebene zeichnet, erhält man das oben gezeigt Sarosportarit.

Sarosportrait Ekliptikal orientiertWenn man die Ebene nicht nach geografisch Nord orientiert, sondern nach Ekliptikal Nord mit der Erdbahnebene (der Ekliptik) in der Waagerechten ausrichten, dann wird die schöne Sarosschlange verschwinden und zu einer geraden Linie zusammenschrumpfen. Links im Bild ist das dargestellt (zum Vergrößern in die Grafik klicken). Die Finsternisse reihen sich dann entlang einer Linie auf, die um etwa 5 Grad gegen die Senkrechte gekippt ist, weil die Mondbahn eine Neigung von ca. 5 Grad gegen die Ekliptik hat. Die Schattenbahnen aller Finsternisse mit ungeraden Sarosnummern, die z. Z. im aufsteigenden Knoten stattfinden, verlaufen dann mit 5 Grad Neigung nach rechts oben. Diese Darstellungsform zeigt aber gut, wie die Finsternisse eines Saroszyklus langsam aber kontinuierlich über den Globus ziehen, bis der Zyklus mit einigen partiellen Finsternisse in den Polargebieten endet.

Diese Graphik wurde mit meinem Programm "Sarosportrait" berechnet.

Weitere Details zum Saroszyklus 133 und einzelnen Fisternissen dieses Zyklus bei sonnenfinsternis.org
Genaue Daten zum Saros 133 bei der NASA-Finsternisseite (engl.) und Katalog der Saroszyklen (NASA)
Animiertes GIF-Bild zum Saros 133 und den anderen Saroszyklen (Dan McGlaun)
YouTube-Video vom Saro 133
Saros 133 in Wikipedia (engl)





© 2012 Dr. Wolfgang Strickling

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letztes Update: 05.05.2012
URL: http://www.strickling.net/saros136.htm