Diese Einführung soll dem Einsteiger einen Einblick in die Vielfalt der Fernrohrokulare und des okularseitigen Zubehörs geben. Da ein Teleskop nie besser als seine Okulare ist, lohnt es sich oft, sich erst einmal nach einem Satz guter Okulare umzusehen, bevor man sich ein neues Fernrohr zulegt.
Eigenschaften und Anforderungen an Okulare:
Überblick über die Okulartypen
einschließlich
Zoomokularen
Praktische Erwägungen
beim Okularkauf
Spezialokulare: Fadenkreuz-,
Mikrometer- und
"Elektronische" Okulare
Barlowlinsen und Shapleylinsen
Filter
Zenitprismen/ -Spiegel
Binokularansätze
Wichtiges Kapitel: die Reinigung
Weiterführende Infos und Hotlinks
Das Okular hat die Aufgabe, das von Fernrohrobjektiv erzeugte Bild wie eine Lupe bequem sichtbar zu machen.
Abb.
1:
Strahlengang im astronomischen Fernrohr
An das Okular werden folgende Anforderungen gestellt:
Die Vergrößerung errechnet sich einfach aus folgender Formel:
Vergrößerung = Objektivbrennweite / Okularbrennweite
Wichtigste Kenngröße zu Ermittlung der Vergrößerung ist neben der festen Objektivbrennweite die Brennweite des Okulares, die meistens in die Fassung eingraviert ist. Um verschiedene Vergrößerungen an seinem Fernrohr zu bekommen, braucht man also lediglich verschiedene Okulare. Mit einer entsprechenden Brennweitenkombination ist also theoretisch jede beliebige Vergrößerung realisierbar, ob sie nun sinnvoll ist oder nicht.
Manchmal findet man, besonders auf Flohmarktokularen, nicht die Brennweite, sondern direkt eine Vergrößerung aufgedruckt. Solche Okulare stammten in der Regel von Mikroskopen, und die Zahl gibt die Eigenvergrößerung des Okulares bei Verwendung als Lupe wieder. Die Brennweite errechnet sich dann wie folgt:
Brennweite = 250 mm / Eigenvergrößerung
Ein Okular mit 10x Eigenvergrößerung hat also 25 mm Brennweite.
Mehr über die Vor- und Nachteile verschiedener Vergrößerungen und zur Fernrohrtheorie steht in meinem Skript über Teleskope!
Abb.
2:
Okular mit Feldblende und den Randstrahlen zweier Sternabbildungen (rot
am
Rand und blau mittig), die sich wieder in der Austrittspupille treffen.
Die
Austrittspupille ist letztlich nur ein verkleinertes Abbild des
Fernrohrobjektives (der sog. Eintrittspupille).
Für die Eigenschaften eines Fernrohres ist oft die sogenannte
Austrittspupille wichtiger als die Vergrößerung
selbst. Aus dem
Objektivdurchmesser bzw. der Öffnungszahl N (=
Objektivbrennweite
/ Durchmesser) und der Vergrößerung kann man den
Durchmesser der
Austrittspupille schnell berechnen:
Austrittspupille =
Objektivdurchmesser /
Vergrößerung
oder Austrittspupille = Okularbrennweite / N
Die Austrittspupille ist jener kleine
Kreis, den man aus etwas
größerer Entfernung (mindestens ca. 30 cm ) beim
Blick durchs
eingesteckte Okular sieht und in die man die Augenpupille bei
der
Beobachtung bringen muss. Der Durchmesser der Austrittspupille sollte
nicht
größer als die Augenpupille sein, da das Auge sonst
einen Teil
der Lichtsammelleistung des Fernrohres ausblendet und nutzlos
verschenkt.
Außerdem fängt bei zu großer
Austrittspupille bei
Spiegeltelskopen der Fangspiegelschatten an zu nerven.
Faustregel: die Augen Jugendlicher und junger
Erwachsener öffnen
sich bei maximaler Anpassung an die Dunkelheit auf ca. 7 - 8
mm, Senioren
kommen etwa auf 3 -5 mm und "Mittelalte" liegen je nach Alter irgendwo
dazwischen. Ab dem 40. - 50. Lebensjahr kann man von einem Verlust von
1
mm Pupillendurchmesser pro Lebensjahrzehnt rechnen. Deshalb gibt es ein
individuelles altersabhängiges unteres Limit für die
Minimalvergößerung bei gegebenem Fernrohr!
Natürlich möchte man von seinem Beobachtungsobjekt einen möglichst großen Ausschnitt des Himmels sehen. Mit zunehmender Vergrößerung wird der am Himmel sichtbare Ausschnitt normalerweise immer kleiner. Man kann allerdings durch Verwendung eines Weitwinkelokulares das Gesichtsfeld bei gleicher Vergrößerung gegenüber einem Standardokular erhöhen. Außerdem wirkt bei großem Gesichtsfeld der Bildeindruck wesentlich realistischer und man hat nicht den berüchtigten "Tunnelblick". Natürlich sollte das größere Gesichtsfeld nicht auf Kosten der Qualität (Randschärfe, Farbreinheit und Kontrast) gehen. Und genau da liegt der Hase im Pfeffer!
Abb.
3:
Wahres Eigengesichtsfeld, entsprechend dem Feldblendendurchmesser D
und scheinbares Gesichtsfeld, entsprechend dem Winkel W
Man sollte hier genau zwischen wahrem Eigengesichtsfeld (im mm in der Brennebene oder nach Umrechnung in Bogenminuten am Himmel) und dem scheinbaren Gesichtsfelddurchmesser, der beim Durchblick erkennbar ist, unterscheiden. Das Eigengesichtsfeld wird durch die sog. Feldblende des Okulares begrenzt. Es ist durchaus möglich, dass zwei Okulare gleicher Brennweite und mit gleichem wahren Eigengesichtsfeld unterschiedliche scheinbare Gesichtsfelder produzieren! In diesem Fall hat dann dasjenige mit dem größeren scheinbaren Gesichtsfeld nur eine größere kissenförmige Verzeichnung (siehe unten). Bei solchen Okularen handelt es sich also eine reine Mogelpackung! Trotz scheinbar größerem Gesichtsfeld sieht man nicht wie erwünscht mehr am Himmel! Auf diese Weise wird von einigen Firmen, die Weitwinkelokulare verkaufen, ganz schön Schindluder und Werbung getrieben: Also Augen auf beim Okularkauf und immer genau vorher testen und messen!
Tabelle 1:
gebräuchliche Werte für scheinbare
Gesichtsfelddurchmesser:
Einzellinse | ca. 25 º |
Huyghens | 40 º |
Orthoskopische, Eudiaskopische | < 40 - 55 º |
Weitwinkel | 60 - 70 º |
Erfle | 60 º |
Gen III, Televue Widefield | 65 º |
Panoptic | 68 º |
Meade SWA | 68 º |
Ultraweitwinkel | 80 - 90 º |
Nagler, Meade UWA, (Unitron) Widescan | > 80 º |
Zu beachten ist auch, dass ein 40 mm Weitwinkelokular schon eine größere Feldblende als 1¼ Zoll besitzen muss, so dass es konstruktiv nicht mehr in den 31,8 mm Steckanschluss passt. Wer damit beobachten will, braucht also einen Zwei-Zoll-Okularauszug! Ansonsten bietet Zwei Zoll keinen Vorteil, auch wenn der hohe Preis oder div. Händler anderes suggerieren.
Eine Faustregel als Näherung für die Größe des wahren Gesichtsfeldes am Himmel gibt folgende Formel:
Wahres Gesichtsfeld = 50 Grad / Vergrößerung
Sie gilt für ein durchschnittliches Okular mit etwa 50 Grad scheinbarem Gesichtsfeld, bei Weitwinkelokularen darf man etwas mehr erwarten.
Der Okularanschluss
Der Anschlussdurchmesser der Okularfassung muss natürlich zum fernrohrseitigen Okularauszug passen. Z. Z. am gebräuchlichsten sind die Fassungen mit 1¼ Zoll (31,8 mm) Durchmesser und 2 Zoll bei größeren bzw. besseren Fernrohren. Ein Zwei-Zoll-Auszug hat den Vorteil, dass daran Kameras ohne Vignettierung (Randabschattung) befestigt werden können und langbrennweitige Weitwinkelokulare verwendet werden können. An kurzbrennweitigen Fernrohren für visuelle Nutzung bietet er i. d. R wenig Vorteile. Es gibt auch Konverter von einem größeren Auszug zu kleineren Okularen (z. B. von 2 Zoll auf 1¼). Der umgekehrte Weg ist natürlich Unsinn, er würde nur Vignettierung einbringen.
Nicht aufs Glatteis führen lassen sollte man sich von den gelegentlich kursierenden Gerüchten, Zwei-Zoll-Okulare seien prinzipiell besser oder lichtstärker als 1¼ Zoll-Okulare. Außer bei langbrennweitigen Okularen (so ab 30 oder 40 mm) oder sehr schweren Okularen, wo der 1¼ Zoll-Anschluss geometrisch schlichtweg zu klein und oft nicht stabil genug ist, bieten 2-Zoll-Modelle für sich keinen besonderen Vorteil.
Die Anschlussdurchmesser 31 mm und das System 64 wurden (werden?) von Zeiss bzw. Lichtenknecker vertrieben und laufen so allmählich aus. Ebenso das alte Zeiss-Bajonettsystem. International gebräuchlich sind wie geschrieben 1¼" und 2" Systeme, deshalb gibt es dafür auch das reichhaltigste Zubehör. Das alte 24, 5 mm System findet noch bei vielen billigen "Kaufhausteleskopen" Verwendung. Da man dafür aber kaum noch hochwertige Okulare und Zubehörteile bekommt, sollte man auf den Erwerb solcher Schätzchen eher verzichten. Aus alten Mikroskopen können einem noch evtl. Okulare mit 24 mm Durchmesser in die Hände fallen. Sie haben aber meist eine sehr schlechte Qualität.
Verzeichnung bedeutet, dass ein Raster aus geraden Linien im Durchblick durchs Okular verzerrt abgebildet wird. Meist handelt es sich um die sog. kissenförmige Verzeichnung: Eigentlich gerade Linien werden zu den Bildecken hin spitz nach außen gebogen verzerrt dargestellt.
Abb. 4:
Verzeichnung: links unverzeichnete Abbildung, rechts das gleiche wahre
Gesichtsfeld kissenförmig verzeichnet.
Weitgehend verzeichnungsfreie Okulare heißen auch orthoskopischen
Okulare. Viele Weitwinkelokulare oder Ultraweitwinkel haben
dagegen recht
abenteuerliche Verzeichnungen! Der Mond am Bildfeldrand sieht dann aus
wie
ein Osterei und Sternfelder werden deutlich sichtbar verzerrt
dargestellt!
Man kann auch sagen, dass in solchen Fällen die
Vergrößerung
am Rand höher als in der Mitte ist.
Eine einzelne Linse erzeugt Farbsäume um kontrastreiche Objekte und Sterne. Deshalb sind praktisch alle Linsensysteme in Fernrohren aus mindestens zwei Einzellinsen zusammengesetzt. Beim Kauf sollte man trotzdem beachten, ob ein Okular frei von Farbfehlern ist, vor allem am Rand! Auf Flohmärkten werden oft recht billige Weitwinkelokulare in einfacher Bauart nach Erfle angeboten, die oft aus Feldstechern oder anderen Optiken ausgebaut wurden. Ihre Abbildung am Rand sieht oft recht grausig aus!
Recht gut schneiden dagegen orthoskopische Okulare ab. Aber auch die einfachen Zweilinser wie Huygens, Mittenzwey oder Kellner (letzterer ist strenggenommen ein Dreilinser) sind unter diesem Aspekt nicht schlecht.
Natürlich soll das Bild möglichst kontrastreich sein. Hier haben System aus wenigen Linsen und guter Vergütung Vorteile gegenüber den viellinsingen "modernen" Weitwinkelokularen. Wer am Mond oder Planeten das letzte aus seinem Fernrohr herausquetschen will, fährt also mit einem guten Plössl o. ä. besser als mit den teuren Weitwinkelkonstruktionen!
Natürlich möchte man bequem in sein Okular blicken. Vor allem Brillenträger sind auf einen gewissen Abstand zwischen Auge, das an der Austrittspupille des Okulares platziert wird, und der hintersten Okularlinse des Okulares angewiesen. Gerade kurzbrennweitige Okulare bieten das aber nicht. Man kann als Faustregel sagen, dass der Augenabstand bei einfachen Okularkonstruktionen in der Größenordnung wie die Brennweite liegt.
Bei sehr kurzbrennweitigen Okularen für hohe Vergrößerungen bedeutet das, dass man fast in das Glas hereinkriechen muss. Ca. 10 mm Brennweite sind selbst für Normalsichtige die untere Grenze der Bequemlichkeit.
Um diesen Nachteil auszugleichen, gibt
es in einige Okulare fest eingebaute
Barlowlinsen, die die
Fernrohrbrennweite künstlich
verlängern. Solche Okulare werden z. B. als LV (Long View)
Okulare mit
konstant 25 mm Augenabstand für alle Brennweiten angeboten.
Eigentlich
Sinn macht das aber nur bei den kurzen Brennweiten, ein 30 mm LV-Okular
ist
meiner Ansicht nach ein ziemlicher Verkausfsgag, denn das schafft jedes
30er
Plössl fast von selbst. Meiner Meinung nach lässt die
Leistung
der LV-Okulare im Verhältnis zum Preis auch etwas zu
wünschen
übrig (ich finde sie einfach schlecht bis mangelhaft
für den Preis).
Aber wer absolut die 25 mm Abstand haben will, der muss es halt
nehmen....
Ob die LV-W Serie besser abschneidet, müssen noch Tests
zeigen.
Hier werden von der Werbung ganz gerne Brillenträger angesprochen. Wer aber einfach nur kurz- oder weitsichtig ist, kann die Brille zum Beobachten am Teleskop getrost weglassen, denn man kann mit der Fokussierung trotzdem ein perfektes scharfes Bild bekommen. Nur Beobachter mit stärkerem Astigmatismus (Zylinderanteil mehr als 1 dpt) haben bei größeren Austrittspupillen (einige mm und mehr) Schwierigkeiten. In diesem Fall würde ich mir aber vielleicht lieber Kontaktlinsen zulegen (ist evtl. auch billiger!), als die wenig taugliche Kombination aus schrottigen High-Price-Okularen + Brille!
Beim Test von Okularen sollte man also darauf achten, dass die Austrittspupille einerseits gut zugänglich ist (besonders bei kurzbrennweitigen Linsen) und andererseits nicht irgendwo im Nirwana in der Luft hängt (bei langen Brennweiten). Im letzteren Fall tanzt man mit dem Auge stets um die Austrittspupille herum und sucht sein Bild. In solch einem Fall sollte eine Augenbrauenauflage oder wenigstens eine Gummiaugenmuschel Pflicht sein.
Eine unbehandelte polierte Glasfläche reflektiert etwa 5 Prozent des Lichtes wieder. Um dadurch bedingte störende Reflexe, Lichtverluste und Kontrastminderungen zu vermeiden, werden praktisch alle Linsen vergütet (=entspiegelt).
Früher gab es oft die bläulich schimmernden MgF2-Schichten mit ca. 2-3mal weniger Reflexverlusten. Heute ist das nicht mehr Stand der Technik. Statt dessen werden die wesentlich härteren und besseren Mehrschichtvergütungen verwendet. Man erkennt sie beim Kauf an den schwachen roten oder grünlichen Reflexen.
Vorsicht beim Putzen: die Vergütung ist schnell weg!!
Da gibt es von ein paar Euro auf dem Flohmarkt bis zu einigen Tausend Euro eine beliebige Preisspanne. Sehr langbrennweitige Okulare mit entsprechend großen Linsen (2 Zoll) oder aufwändig korrigierte Weitwinkelokulare sind natürlich am teuersten.
Zweilinser (Bauart nach
Huyghens, Mittenzwey, Kellner):
Low-Cost-Klasse.
Geringes Gesichtsfeld (der gefürchtete "Tunnelblick"), gute
Farbreinheit (v. a. Kellner), mäßige
Randschärfe.
Wegen der fokusnahen Feldlinse muss man mit einer stark
störenden Abbildung evtl. darauf liegender
Staubkörner rechnen (ärgerlich besonders bei
Sonne und Mond!).
Diese Okularbauart findet sich in vielen
Anfängerausrüstungen und ist dafür auch wohl
zu akzeptieren.
Bei kurzen Brennweiten (< 10 mm) hat sie allerdings ein sehr
schlechtes Einblickverhalten, so dass man nach Möglichkeit
andere Typen wählen sollte.
Das Kellner-Okular ist strenggenommen ein Dreilinser, da die Augenlinse
aus zwei verkitteten Linsen besteht.
Zoomokulare
sind teuer, trotzdem oft mit nicht akzeptablen Bildfehlern behaftet,
haben meist winzige Gesichtsfelder (unter 40 Grad),
vor allem bei der schwachen Vergrößerung, und sind
deshalb nach wie vor nicht zu empfehlen (auch wenn die Werbung der
bekannten amerikanischen Astrofirma mit "M" anderes suggeriert).
Von Hermann Oldenburg bekam ich die Mitteilung, dass Zoomokulare
terrestrischer Fernrohre wie das Leica-Zoom (7mm-22mm) und
das Svarowski ausgezeichnete Okulare mit hervorragenden
Abbildungseigenschaften sind. Auch das Gesichtsfeld sei speziell im
kurzen Brennweitenbereich nicht mehr so eng, wie man es von den Zooms
bisher gewohnt war. Preis für das Leica bei ca. Euro 250 ohne
Adapter, letzteren gibt es auf 1 1/4'' und 2'' bei APM.
Aber selbst das Leica bietet im "Weitwinkelbereich" kaum mehr als
schlappe 40 Grad Gesichtsfeld.
Ob das neuerdings von der Firma Nagler angebotene Zoomokular
tatsächlich besser ist, bleibt abzuwarten.
Zu einem vernünftigen Teleskop gehört ein Satz guter
Okulare, die
sinnvoll abgestufte Vergrößerungen erlauben.
Für Anfänger
langen drei Okulare, eines für die
Minimalvergrößerung mit
langer Brennweite, eines für eine hohe
Vergrößerung in der
Nähe der Maximalvergrößerung und eines
dazwischen.
Das Okular mit der längsten Brennweite, also der
schwächsten
Vergrößerung sollte 5 - 7 mm
Austrittspupille
liefern.
Für die Maximalvergrößerung (etwa dem ein
bis zweifachen
des Objektivdurchmessers in Millimetern) strebt man i. d. R.
Austrittspupillen
um 1 mm bis 0,5 mm an.
Ziele:
- niedrigste Vergrößerung, damit
- maximales wahres Gesichtsfeld
- höchste Lichtstärke (Augenpupille maximal
ausgenutzt)
Wer weniger Wert auf ein großes scheinbares Gesichtsfeld legt oder seinem schmalen Geldbeutel schonen muss, ist mit den preiswerten zwei- bis dreilinsigen Okularen nach Huygens & Co. hier gut bedient, ansonsten sollte man sich hier ein gutes Weitwinkelokular mit entsprechenden Kosten leisten.
1. Problem
Hintergrundhelligkeit:
Hintergrundhelligkeit (in Stadtnähe!) wird mit
verstärkt
- also besser eine etwas geringere Austrittspupille wählen
(eher 5 mm
als 7 mm!)
2. Problem Gesichtsfeld:
ein 40 mm Weitwinkel hat ein größeres
Eigengesichtsfeld, als durch
einen 1¼ Zoll Anschluss "durchpassen".
Ergo: Entweder 2 Zoll Okularauszug nehmen, oder höhere
Vergrößerung (also kürzere Brennweite)
wählen, die aber
noch in 1¼ Zoll hineinpassen.
Hier muss man einen Kompromiss aus:
- Kosten (steigen von Kellner über Plössl und Erfle
bis Weitwinkel)
und
- Bildqualität machen.
Bzgl. letzterem sind gute Plössls
unschlagbar,
wer allerdings Wert auf ein großes Gesichtsfeld und maximale
Ästhetik
bei der Beobachtung legt: zum Weitwinkel greifen! Für
Anfänger
sind in diesem Bereich die preiswerten zwei- bis dreilinsigen Okularen
nach
Huygens & Co. auch noch
ausreichend.
Ziel ist: Höchste Vergrößerung
Für ästhetische Bildbetrachtung (Mond, Sternhaufen!)
sind auch
hier Weitwinkelokulare das Instrument der Wahl. Wenn man die
äußerste
Leistungsfähigkeit (Planeten, Mond) eines guten Fernrohres
ausnutzen
will: orthoskopische Okulare (Plössl, evtl. Eudiaskopisches
mit angenehmerem
Einblickverhalten) nehmen!
Problem: Einblickverhalten:
Dieses wird bei den einfachen Bauformen wie orthoskopischen
Okularen (Abbé, Plössl) oder den
Zweilinsern (Huyghens,
Mittenzwey etc.) mit abnehmender Brennweite immer schlechter. Als
untere
Grenze der Verträglichkeit sehe ich 10 mm Brennweite an.
Wird die Brennweite noch kürzer, muss man fast in die winzige
Linse
"kriechen" und verschmutzt ständig mit den Wimpern die
Augenlinse.
Außerdem schlägt jedes Staubkorn auf den Linsen
gnadenlos zu.
Deshalb sind billige Okulare hier oft sehr enttäuschend.
Lösung: Verwendung einer Barlowlinse
als externes
Zubehörteil, die dann aber nicht unbedingt auf das Okular
optimiert
ist. Bei einigen teuren Okularen ist sie intern fest eingebaut (z. B.
LV
= Long View-Okulare oder die kurzbrennweitigen Naglers, eudiaskopischen
und
wie sie alle heißen). Durch die Optimierung der internen
Barlowlinse
in die Gesamtkonstruktion ist die Bildqualität meist deutlich
besser
als bei den externen Barlowlinsen. Näheres zu LV-Okularen
siehe im Kapitel
"Einblickverhalten".
Fadenkreuzokulare
sind in erster Linie für Fotografen zur Nachführung gedacht. Man sollte beachten, dass das Fadenkreuz klein genug ist. Um eine befriedigende Nachführgenauigkeit zu erzielen, sollte die Brennweite des Nachführfernrohres bei einem 10 mm Okular mindestens das Doppelte der Aufnahmebrennweite sein. Bei Off-Axis-Nachführungen (wo die Brennweite ja stets gleich der Aufnahmebrennweite ist) braucht man dann also eine Barlowlinse (oder ein 5 mm Fadenkreuzokular, das meines Wissens nicht im Handel erhältlich ist).
Die High-End-Version von
Fadenkreuzokularen ist das Baader Micro-Guide-Okular.
Kosten um Euro 200,-
Es enthält ein Fadenkreuz, eine 1/10 mm-Skala und eine
Positionswinkelskala.
Mit Beleuchtung.
Alternativen zum Fadenkreuzokular ist der GA 2-, GA 3- oder GA 4-Adapter. Er projiziert ein Fadenkreuz in ein beliebiges einsetzbares 1¼ Zoll-Okular und hat zusätzlich eine eingebaute Barlowlinse.
Mikrometerokulare
Kommen in letzter Zeit ziemlich aus der Mode. Sie dienen zum Ausmessen von Planeten, Doppelsternen etc. Guter Ersatz auch als Nachführokular ist das oben erwähnte Micro-Guide-Okular.
Wegen der erforderlichen Bildfeldebnung werden für diese Zwecke fast ausschließlich orthoskopische Okulare verwendet.
"elektronische" Okulare
Der letzte Schrei ist das "elektronische" Okular der bekannten
amerikanischen
Firma mit "M". Es handelt sich um einen bescheidenen 320 x 240 Pixel
schwarzweiß-CMOS-Chip (dieser Bautyp ist nicht gerade durch
seine
Lichtempfindlichkeit berühmt geworden). Er steckt in einer
24,5 mm und
1 1/4 " Okularfassung und liefert ein Videosignal, das an einem
Fernseher
betrachtet werden soll. Viel Frust gibt es mittlerweile, weil
Meade
das Modul auch in Europa nur noch in der Version mit der amerikanischen
Videonorm
NTSC verkauft. Die meisten modernen Fernsehgeräte verkraften
das zwar,
ein hierzuland handelsüblicher PAL-Videorecorder aber nicht.
Da habe
ich schon einige richtig saure Sternfreunde kräftig schimpfen
hören.
Außer an Mond, Sonne und evtl. Planeten sollte man von diesen
Kameras
ohnehin nichts erwarten. Das eigene Auge ist allemal besser! Im Handel
gibt
es auch für weniger Geld gleichwertige oder fürs
gleiche Geld bessere
Kamera- oder Webcam-Module (letztere sparen die TV-Karte bei
Weiterverarbeitung
am PC). Man muss sich nur noch eine passende Fassung basteln (z. B.
Filmdöschen...). Wenigstens gibt es mittlerweile
außer Meade auch
ähnliche Teile von anderen Herstellern. Eine
Übersicht hat
Astroshop.de
Deep-Sky Freaks benutzen in letzter Zeit Videokamera-Module der Firma Mintron als "schnelle" CCD-Kamer afür zwischendurch. Qualitätsmäßig kann sie eine richtige Astro-CCD-Kamera natürlich nicht ersetzen.
Eine Barlowlinse ist eine Zerstreuungslinse, die die Brennweite des Objektives und damit die Vergrößerung um den Faktor zwei oder drei verlängert. Da sie nicht immer gerade zimperlich mit der Bildqualität umgehen, lohnt sich die Anschaffung eigentlich nur dann, wenn man sie preiswert vom Flohmarkt bekommen kann. Eine gute Barlowlinse hat nämlich u. U. den Preis eines guten (kurzbrennweitigen) Okulares.
In vielen besseren kurzbrennweitigen Okularen der gehobeneren Preisklasse sind Barlowlinsen schon fest eingebaut, um das sonst schlechte Einblickverhalten dieser Okulare zu verbessern.
Das Gegenteil einer Barlowlinse ist eine Shapleylinse. Sie verkürzt die Brennweite und ist in erster Linie für Astrofotografen gedacht, denn das Objektiv gewinnt dadurch an Lichtstärke. Shapleylinsen verraten sich meist durch dunkle Bildecken (Vignettierung) und mangelhafte Randschärfe....
Farbfilter, Sonnen- und Mondfilter, die bei etlichen Kaufhausteleskopen
mitgeliefert werden, sind nur nutzlose Verkaufsgags. Ein Sonnenfilter,
das ins Okular eingeschraubt wird, erhitzt sich im Betrieb zu stark und
droht
zu platzen! Wenn man in dem Moment gerade beobachtet, dürfte
ein Auge
wohl hin sein... Diese Dinger gehören verboten und
in die
Mülltonne!!
Von der Benutzung dieser Sonnenfilter kann ich
deshalb nur abraten.
Empfehlenswert zur Sonnenbeobachtung sind Objektivsonnenfilter aus Glas
(teuer!)
oder Folie (ein wenig schlechtere, bei der BAADER
Astro-Solar-Folie immer noch sehr gute
Bildqualität). Mit
am besten ist meiner Meinung nach die
Sonnenprojektionsmethode.
Dabei
blickt man nicht durch das Okular, sondern projiziert das Sonnenbild
auf
einen weißen Papp- oder Papierschirm hinter dem Fernrohr. Das
ist billig,
gut und auch leicht selbst herzustellen.
Mehr dazu im Skript Sonnenbeobachtung für Amateure.
Empfehlenswert bei unserem aufgehellten
Himmel ist jedoch ein sogenanntes
Nebelfilter (UHC oder O III-Filter). Es
ermöglicht die Beobachtung
lichtschwacher Gasnebel (aber nicht: Sternhaufen und Galaxien!!) auch
bei
Störung durch Stadtlicht, ist aber mit Kosten von ca. Euro 130
nicht
gerade billig. Sogenannte "LPR"-Filtern sind zwar günstiger,
bringen
aber deutlich weniger. Neuerdings gibt es zu deutlich
günstigeren Preisen
(knapp 100 Euro) von der Firma Astronomik OIII und UHC-Filter. Ob sie
qualitativ
mit den bewährten Lumicon-Filtern mithalten können,
bleibt abzuwarten.
Erste Testberichte sind ganz positiv ausgefallen, wenn auch die
mechanische
Qualität (Gewinde) z. T. zu wünschen übrig
lässt.
Die Nebelfilter der Bauart "Deep Sky" oder "Swan-Band" sind dagegen
höchstens etwas für Spezialisten oder Fotografen, sie
lohnen sich
eigentlich kaum, da sie neben dem Stadtlicht auch das Licht der Sterne
stark
schwächen.
Welches Filter für welchen Gasnebel am besten ist,
darüber streiten
sich die Gelehrten. Regelmäßige Beobachtungsberichte
erscheinen
z. B. in Interstellarum.
Evtl
haben die auch Infos zu den neueren Nebelfiltern.
Bei Farbfiltern streiten sich auch die Gelehrten, ob sie im Bereich der Planetenbeobachtung von Nutzen sind, und wenn ja, welches Filter für welchen Zweck. Theoretisch ist zumindest eine leichte Steigerung von Farbkontrasten zu erwarten. Ob sie die Erwartungen befriedigen können, muss jeder selbst entscheiden. Ich persönlich vermisse jedoch den "Aha-Effekt" und habe dafür noch nicht viel Geld ausgegeben.
Geld für so etwas muss dagegen
ausgeben, wer an seinem Refraktor Geld
gespart hat ;-)
Viele der lichtstarken Refraktoren mit einem
Öffnungsverhältnis
von 1:10 bis 1:5 haben derart heftige Farbsäume, dass hohe
Vergrößerungen an Mond und Planeten eine Zumutung
sind. Geeignete
Farbfilter schaffen da Abhilfe. Kosten: 100 Euro aufwärts, ein
Test
steht in "Sterne und Weltraum" Heft 8/2003.
Wer jemals mit einem Refraktor oder Schmidt-Cassegrain-Teleskop im
Zenit
beobachtet hat und dabei seinen Kopf und Nacken verrenken musste, dem
wird
die Wichtigkeit eines solchen Teiles schnell klar. Sie sind ein
absolutes
Muss für alle Fernrohre, deren Okular hinten am Tubus sitzt.
Der
Zenitspiegel lenkt das Bild seitlich aus dem Fernrohr heraus und
ermöglicht
bequemes Beobachten in jede Himmelsrichtung. Newton-Teleskope brauchen
ihn
nicht, da das Licht schon durch den Fangspiegel seitlich austritt.
Prismen
liefern bei guter Fertigung und Vergütung eine
geringfügig bessere
Bildqualität und -helligkeit als Spiegel, sie sind aber auch
natürlich
etwas teurer.
Sog. Amici-Prismen oder Dachkantprismen bringen sogar ein
seitenrichtiges
Bild, was aber mit leichten Kontrasteinbußen erkauft wird und
für
die Planetenbeobachtung deshalb weniger zu empfehlen ist.
Die Preislagen streuen von wenigen Euro bis einigen Hundertern. Eine Übersicht hat Astroshop.de
Teures Spezialzubehör für Genießer. Binoansätze sind ohne eine speziell ausgelegte Barlowlinse an einigen Fernrohren mit geringen freien Lichtweg (v. a. Newton-Teleskopen) wegen ihres langen Lichtweges wohl kaum zu benutzen. Besitzer von Schmidt-Cassegrain-Teleskopen dürften damit i. d. R. keine Schwierigkeiten haben. Ein Binoansatz raubt zwar etwas Licht (intern wird durch einen Strahlteiler das Lichtbündel vom Objektiv in zwei Teilbündel für jedes Auge umgewandelt), belohnt den Beobachter dafür aber mit einem sehr plastischen Seheindruck. Neben dem teuren Binoansatz braucht man natürlich noch jeweils zwei Exemplare von jedem Okular. Also eher was aus der Kategorie "Luxusaccessoires". Meist auch nicht für langbrennweitige Okulare geeignet, wegen der geringen Lichtduchlassöffnungen (Brennweiten ab 16 mm abwärts sollten kein Problem sein).
Natürlich braucht man damit auch gleich jedes Okular doppelt!
Grundregel: im Zweifelsfall lieber nicht reinigen!!
Gegen Fettablagerungen auf
Okularen z. B. von Augenwinpern hilft evtl.,
die Linse mit etwas Alkohol (Spiritus oder besser Isopropanol)
vorsichtig
abzuwischen. Auf keinen Fall mit Optiktüchern o. ä.
reiben, das
ist Gift für die Vergütung!
Vorsicht bei Kunststoffteilen! Und nicht das Okular in der
Flüssigkeit
"baden", dann zieht sie in die Fassungen oder zwischen die Linsen und
macht
dort mehr kaputt als gut!
Tau oder Beschläge in kalten Nächten auf keinen Fall abwischen! Lieber die Optik föhnen (z. B. 12-Volt-Föhn aus dem Campinghandel) oder Okulare in der (sauberen!) Hosentasche anwärmen. Besser noch ist ein angewärmter Okularkoffer (Taschenofen für Euro 8,- aus dem Jagdgeschäft!), dann kommt es auch in kalten Nächten nicht zum Beschlagen der Okulare.
Mehr zur Optikreinigung in meinem Putztipps.
Zweiteiliger Aufsatz in SuW mit Tests: SuW 6/1992, zwar schon etwas älter, aber in den Grundlagen immer noch aktuell
Prospekte div. Hersteller (empfehlenswert: Prospekt von Baader oder der Katalog von Intercon-Spacetec)
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www.astro-okulare.de
(Dr. Reese
Astronomische Okulare)
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Artikel
zum Zusammenhang zwischen Pupillendurchmesser und Lebensalter.
Okulare gibt's u. a. bei ( Astroshop.de )
Das letzte Update dieser Seite war
am 17.11.2013
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