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Wolfgang Stricklings kleine Meteoritensammlung

Wenn man einige Zeit aktiver Beobachter ist, stellt sich bei vielen Amateurastronomen schnell der Wunsch ein, nicht nur die extraterrestrische Natur zu beobachten, sondern selbst eine Stücke dieser Materie mal in den Händen zu halten. Nichts ist einfacher als das, dazwischen liegt nur der Investitionswiderstand von wenigen Euronen und schon gehört einem so ein Stück. Den Anfang machten bei mir einige Brösel vom Gibeon-Eisenmeteoriten, den man auf dem ATT erwerben konnte oder die gelegentlich der Eintrittskarte zum ATT beigelegt worden waren. Dann wollte ich auch mal so ein Stück ätzen, um die Widmannstättenschen Figuren zu sehen, außerdem einen Steinmeteoriten mein Eigen nennen. Dummerweise sind letztere meist schon empfindlich teurer als Eisenmeteoriten. Mittlerweile, in Zeiten von Ebay und Internetversand braucht man lediglich etwas Geduld, dann kann man einige schöne Stückchen günstig erwerben.

Auf diese Wiese ist eine kleine Sammlung entstanden, die auch gelegentlich erweitert wird.
NWA 5348 kohliger Chondrit Der Steinmeteorit NWA 5348

Typ: kohliger Chondrit L4,
Schockstadium: S1
Verwitterung: W2/4
Zusammensetzung:
   
Fayalite 0.8-55.1 mol%,
   Ferrosilit 0.8-3.2 mol%
Fundort: Sahara

Schon das Übersichtsbild offenbart viele fein verteilte und deutlich von der dunklen Matrix abgegrenzte Kügelchen, die Chondren, die der gesamten Meteoritenklasse ihren Namen gab. Es handelt sich im Wesentlichen um die ursprünglichste Form fester Materie, die sich im solaren Urnebel zur Zeit der Planetenentstehung vor ca. 4.6 Milliarden Jahren zu "Urplaneten"  zu Kleinplaneten und z. T. auch den großen Planeten zusammengefügt hat. Dieses Gestein ist älter als jedes bekannte Gestein auf der Erde!

Orangerote Areale sind Anzeichen der Verwitterung während der Liegezeit auf der Erde.

Detailansicht der Chondren Eine Mikroaufnahme diese Meteoriten zeigt schön die Chondren. Eine größere Kugel in der Mitte enthält auch einen kleinen kugelförmigen Einschluss von Nickeleisen, der sich in praktisch allen Chondriten zeigt.

NWA 512 Chondrit Der Steinmeteorit NWA 512, auch als Terhazza 001, rote Variation bezeichnet.

Typ: Chondrit L4
Schockstadium: S3
Verwitterung: W3/4
Zusammensetzung: Fayalite 24 mol%, Ferrosilit 20.5 mol%

Dichte: 3.36 g/cm³
Schwach magnetisch, mäßige Anziehung d. Magnet

Durch Aufheizung im Mutterplanetoiden hat sich die Struktur der Chondren schon ein wenig aufgelöst und ist nicht mehr so klar zu erkennen wie im obigen Exemplar. Metallpartikel sind leider nicht zu sehen, vielleicht als Folge der fortgeschrittenen Verwitterung auf der Erde.

Alle Meteoriten wurden durch Einschläge und Kollisionen, die früher häufig vorkamen und immer noch vorkommen, freigesetzt. Das Material konnte dann durchs Sonnensystem bis zur Erde gelangen.
NWA xxxx Chondrit Ein unklassifizierter Steinmeteorit

Fundort: Sahara/Marokko
Fundjahr:
2005-06
Dichte:
3.38 g/cm³
Schwach magnetisch, wenig Anziehung d. Magnet

Ich habe dieses Stück günstig als unklassifizierten Chondriten gekauft, so dass die Analyse ganz spannend war. Zuerst habe ich eine kleine Schiebe von dem ganzen Stück abgetrennt, geschliffen und poliert. Man sieht sehr schon viele Einsprengsel von Eisenpartikeln, was charakteristisch für viele Chondriten ist.
Die Chondrenstruktur scheint mir noch weiter aufgelöst zu sein als die in obigem Beispiel, was für eine Metamorphose der ursprünglicheren Materie bei höheren Temperaturen im Mutterkörper spricht.
Durchlichtpräparat  Dünnschliff, XPL
Dünnschliff, Gekreuzt polarisiertes Licht
Dünnschliffe ca. 40µm vom Meteoriten. Links im Durchlicht, rechts bei gekreuzten Polarisatoren. Farbige Kristalle in gekreuzt polarisiertem Licht deuten auf stark doppelbrechende Materialien (in Meteoriten meist Olivin) hin. Metallische Strukturen sind schwarz bzw,. erscheinen im Durchlicht wegen einer geringen Auflichbeleuchtung leicht blaugrau.

Ein zweites Durchlichtpräparat zeigt im polarisierten Licht bei gekreuzten Polarisatoren eine schöne radiale Pyroxenchondrule, rot markiert.

Kleinere Gibeon-Stücke
Der Anfang meiner Sammlung:
Einige kleinere Stücke vom Gibeon-Eisenmeteoriten

Typ: Feiner Okaedrit (Of) IV A
Fundort: Gibeon / Namibia, 25° 30' S, 18° 0' E
Vermuteter Fall: vor ca. 30000 Jahren
Gewicht abgebildete Stücke: 2.72 g, 1.48 g, 0.57 g, 0.08 g
Zusammensetzung:
  91,8% Fe; 7,7% Ni; 0,5% Co; 0,04% P; 1,97 ppm Gallium; 0,111 ppm Germanium; 2,4 ppm Iridium

Solche Eisenmeteoriten sind entstanden, nachdem sich der Mutterkörper so weit erhitzt hatte, dass das Innere schmelzen konnte, die schweren metallischen Teile zum Mittelpunkt abgesunken sind und einen Metallkern wie bei unserer Erde gebildet haben. Bei einer späteren Kollision wurde der Mutterkörper bis zum Kern zerrissen und in kleine Bruchstücke zerteilt.
  Gibeonstück, geätzt
In der Hoffnung auf schöne Widmannstättensche Figuren habe ich ein neu erstandenes Eckstück poliert und geätzt, aber leider ergab sich nur ein rissiges Muster und Fließstrukturen, aber keine regelmäßigen Kristalle. Vielleicht ist dieses Stück beim Eintritt in die Erdatmosphäre zu sehr erhitzt worden, so dass es zur Umkristallisierung gekommen ist.

Gewicht des Stückes: 7.18 g

Eisenmeteorit Campo del Cielo, geätzt

Detail aus dem Campo del Cielo
Der nächste Versuch:
Ein Exemplar vom Campo del Cielo
Typ:  Grober Okaedrit I AB
Fundort: Argentinien, Campo del Cielo, 27°41'S, 61°47'W
Vermuteter Fall: vor ca. 4000 -6000 Jahren
Gewicht: 116.05 g (vor Schnitt und Ätzung)
Zusammensetzung: 92,6 % Fe; 6,68 % Ni; 0,43 % Co; 0,25 % P; 87 ppm Ga; 407 ppm Ge; 3,6 ppm Ir
Dichte: 7.58 g/cm³

Da ich das Stück recht günstig erstanden habe, bin ich gleich mit der Eisensäge darauf losgegangen, habe eine Ecke abgetrennt und poliert, wieder in der Hoffnung, ein schönes Ätzmuster zu finden. Leider waren nur Kratzer zu sehen.
Also noch einmal: Schleifen, Polieren, Ätzen...
...und die Kratzer waren wieder da, genau so wie vorher.

Was war das nun? Neumannsche Linien! Das sind Störungen im Kristall, die sich beim Impaktschock im Eisenkern des Mutterplaneten gebildet hatten, bevor es den Kern endgültig in Stücke zerriss und die Einzelteile sich auf den langen Weg in meine Vitrine machten. Einen Ausschnitt aus dem Ätzmuster zeigt die untere Abbildung.

Sie haben etwas gefunden und haben den Verdacht, dass es ein Meteorit sein könnte?
Dann checken Sie erst einmal die Basics:
Wenn alle Punkte zutreffen, könnten sie das DLR (Institut für Planetenforschung) kontaktieren, um es ggf. wissenschaftlich analysieren zu lassen.
Aber seien Sie nicht zu hoffnungsvoll, im Schnitt ist nur eines von 1000 Fundstücken ein Meteorit! Der Rest ist irdischen oder gar menschlichen Ursprungs!


© Dr. Wolfgang Strickling, Drususstr. 15, 45721 Haltern am See. Tel: 0 23 64 / 16 76 91

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Das letzte Update war am  2020-11-01
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