Meine Wahl fiel auf den
C-Control-Pro
Microcontroller,
denn er erfüllt mit wenig zusätzlicher Hardware alle
obige
Forderungen, ist einigermaßen preisgünstig und einfach
zu
programmieren. Es gibt die C-Control in zwei Versionen: die
einfache Mega 32, die für kleinere Anwendungen ausreicht, und die
Mega
128, die auch für größere Programme ausreichend
Programmspeicherplatz
bereithält. Und mit der Zeit wurde das Projekt so umfangreich,
dass ich
beizeiten auf die Mega128 umgestiegen bin. Bei der Entwicklung
entstand
als "Abfallprojekt" noch ein
Nachbau des
"Sky Quality Meters" (SQM).
Das
Aufbau des Gerätes (s. Abbildung
links)
Der Controller wird über einen I
2C-Bus mit einem
batteriegepufferten Uhren- und Timerbaustein (DS3232), mit
mehreren
Speichermodulen (2 x 24LC1025 oder 24LC256), und bis zu 8
Thermometerchips (DS1621)
verbunden.
Der Windmesser (Anemometer) und das Luxmeter (TSL230) nutzen zwei
getrennte
Frequenzmesseingänge des Controllers. Ein Feuchtigkeitssensor
(HIH-4031) wird über den Analogeingang ausgelesen. Alternativ
kann dieser Eingang für einfache Mess- und Multimeterzwecke
genutzt werden.
Der
Controller verfügt schon über vorkonfigurierte Eingänge
für eine
serielle Schnittstelle und ein Standard-LCD-Display (2 Zeilen x 20
Zeichen), die von der Gerätesoftware
gut unterstützt werden.
Weitere Ein- und Ausgänge des Controllers
sind mit den Bedienungstasten verbunden. Hierüber können
wichtige
grundsätzliche Einstellungen des Gerätes auch ohne PC
getätigt werden.
Über die serielle Schnittstelle können mit Hilfe eines PCs
alle
Parameter konfiguriert
werden, Messprotokolle heruntergeladen oder auch mitgeschnitten
werden.
An verfügbare weitere freie Ausgänge können z. B. auch
elektronische
Kameras mit einem Kabelauslöser angeschlossen werden. Der
Controller verfügt auch über einfach anzusprechende
Frequenzausgänge mit Pulsbreiteninformation, über die sich
handelsübliche Servos aus dem Flugmodellbau direkt
anschließen und steuern lassen. So lässt sich der Controller
auch sehr einfach zur Erledigung mechanischer Aufgaben nutzen.
Der Uhrenbaustein enthält auch
ein batteriegepuffertes statisches RAM zur
Zwischenspeicherung
von
Systemvariablen. Diese können auch im internen EEPROM des
Controllers
gesichert werden. Der Baustein kann über seinen Alarmausgang
mit Hilfe des
schaltbaren Low-Drop-Spannungsreglers (LF 50) das Gerät zu einem
voreingestellten Zeitpunkt einschalten und nach Durchführung einer
Messung wieder abschalten. So können sehr lange Messreihen ohne
nennenswerten Stromverbrauch realisiert werden.
Download des
Blockschaltbildes
und des
Schaltplanes.
Ein
besonderes Bonbon sind die Pulsbreitenmodulations- (PWM-)
Ausgänge,
über
die ohne zusätzliche Beschaltung mehrere handelsübliche
Servos aus dem
Modellbau
angeschlossen werden können. Auf diese Weise konnte ich
mit
einer Digitalkamera eine automatische Fotoserie erstellen, obwohl
die
Kamera keinen Anschluss für Kabelauslöser hat (
Aufbau s. Foto rechts).
Das fertige Gerät wird
mit einem
Akku oder einer Batterie, wie ich sie in meiner Digitalkamera auch
nutze, betrieben. Die
Wettersensoren sind über einen Stecker mit dem Gerät
verbunden, so dass
sie einfach gegen andere Hardwarekomponenten ausgewechselt werden
können. So kann das Gerät
je nach externer Zusatzhardware als Wetterstation,
Himmelhelligkeitsmesser, Multimeter oder Kameratimer dienen. Der
größere Mega128-Prozessor verfügt über ausreichend
Reserven, dass sich zur Beobachtung von Sonnenfinsternissen selbst
komplexe Aufgaben (komplette Wetterstation, Steuerung mehrere
Kameras,
Datenaufzeichnung) komfortabel erledigen lassen.
Links: meine beiden
Geräte bei ihrem Feldeinsatz während der Sonnenfinsternis
2009 in China
Mein Gerätesoftware erlaubt momentan verschiedene Betriebsarten:
Den
Uhrmodus, die
Wetterstation, das Sonnenfinsternisprogramm, Nightsky-, SkyScan-
und
Multimetermodus, Fotoauslösung, Servomodus und Setup-Modus.
Zur Bedienung sind fünf Tasten vorgesehen: Eine Resettaste, eine
Moduswahltaste zum Umschalten zwischen den Normalbetrieb und
Setup-Modus, eine Up-, Down und eine Enter-Taste. Im Normalbetrieb
haben die Tasten folgende Funktionen:
Taste |
Clock und Meteo |
Eclipse |
NightSky |
SkyScan |
Multimeter |
Foto |
Servo |
Reset |
Enter |
Programmende |
Foto |
->Frequenzmodus |
Scan Sky |
-> NightSky Modus |
Fotosequenz starten |
Servo-Foto starten |
Mode Taste:
Startet seriellen Bootloader |
Up |
Log Messwert |
Log Wetter |
Log
Messwert |
Intervallzeit erhöhen |
Winkel erhöhen |
->Clock Mode |
Down |
Automatisches
Logging ein- oder ausschalten |
Intervallzeit erniedrigen |
Winkel erniedrigen |
"Werkseinstellung", Clock Mode |
Der Sensor des Luxmeters ist unter einer diffusen zylindrischen
Streukuppel montiert. Untenstehende Kruve gibt die
Richtungsempfindlichkeit des Sensor wieder, 0° entspricht der direkten
Beleuchtung von oben.
Das
Himmelshelligkeits-Messgerät
Da
der Helligkeitssensor (TSL230)
die Lichtintensität in eine Frequenz
umsetzt, kam die Idee auf, das Gerät auch für Messungen der
Nachthimmelshelligkeit zu verwenden. Solch ein Instrument wird von
der
Firma
Unihedron
als "Sky Quality Meter"
(SQM) vertrieben. Es nutzt den etwas empfindlicheren TSL237 des
gleichen Herstellers, der ebenfalls ein
Licht-zu-Frequenz-Konverter
ist.
Zum Nachbau haben wir in unserem Astroverein mehrere TSL237
bestellt
und
mit verschiedenen Hardwareumgebungen selbstgebaute Sky Quality
Meters
realisiert. Für ein einfaches SQM reicht die C-Control Mega32 auf
bei
weitem aus, man kann mit entsprechender Programmiererfahrung auch
durchaus noch einfachere Controller für diesen Zweck
einsetzen. So lässt sich für wenig Geld ein
vollwertiges SQM selbst bauen und nach
eigenen Vorstellungen gestalten. Nur zur
Kalibrierung haben wir uns eines kommerzielle Originalexemplars
bedient.
Das Gerät gibt laufend die aktuelle Himmelshelligkeit in
mag/arcsec
2 an, so wie das originale SQM. Mit
der Anpassung einer einfachen Gerätekonstante im Speicher kann es
an
das Originalgerät angepasst werden.
Zum Vergleich der Messwerte mit dem SQM erscheint mir allerdings
wichtig, dass man
ein Filter mit einer ähnlichen Transmissionskurve wie
das Hoya
CM-500 in Unihedrons Gerät vor den Sensor montiert. Ich habe das
IR-Blockfilter ("Hotmirror") aus einer alten Videokamera
verwendet, es
entspricht hervorragend dem CM-500. Um den Sensor gegen Streulicht
abzuschirmen, habe ich ihn in ein schwarzes Filmdöschen mit
30°
Öffnungswinkel montiert. Die Abbildung rechts stellt das CM-500
der
Kurve meines Hotmirrors, eines einfachen IR-Blockfilters aus einen
Diaprojektor und der Standardkurve für das skotopische Sehen
(Nachtsehen) des menschlichen Auges gegenüber.
Bei der
Sonnenfinsternis 2009
habe ich die Himmelshelligkeit an
verschiedenen Punkten des Himmels in ihrem zeitlichen Verlauf
messen.
Dazu wurde der Sensor schwenkbar auf zwei Servos montiert (Bild
oben
links). Damit
konnte ich jeden Punkt des Himmels anfahren und gezielt ausmessen.
Mit
den Servos an den PWM-Ausgängen war die Ansteuerung kein
Problem.
Das Gerät verfügt über zwei Tasten für den Betrieb:
Eine Resettaste und eine Moduswahltaste, die zyklisch zwischen
Uhr-,
Nightsky, SkyScan und Frequenzmessung umschaltet. Diese Taste
aktiviert
beim Reset auch den seriellen Bootloader, um über die serielle
Schnittelle eine neue Gerätesoftware aufzuspielen.
Links:
das fertig aufgebaute Himmelshelligkeits-Messgerät,
Rechts: das
Geräteinnere der MEGA-32-Version
mit Displaymodul (links oben), Akku
(links unten), dem Controller mit Pegelwandler, Ansteuerchip für
das
Display und zwei Speichermodulen auf Lochrasterplatine montiert.
In der Abbildung links ist der Dämmerungsverlauf bei
klarem Stadthimmel in Haltern am See (51.745° N, 7.178 °E)
aufgezeichnet. Zusätzlich
eingezeichnet ist Depression der Sonne in Grad unter den Horizont
auf
der rechten Skala.
In den Grafiken unten ist der Verlauf der Himmelshelligkeit über
eine
Nacht
und die Morgendämmerung an meinem Wohnort in Haltern am See
aufgezeichnet. Im Süden erhellt eine etwa 8 km entfernte
große
chemische Fabrik den Himmel stark auf. Man erkennt, dass in
mittleren
Höhen und im Zenit die Himmelhelligkeit bis zur
Morgendämmerung
kontinuierlich abfällt. Die minimale Zenithelligkeit wurde
zwischen 3
und 4 Uhr MESZ mit 20.14 mag/arcsec
2
erreicht. Der Beginn der astronomischen Dämmerung war am
06.09.2010 schließlich um 4:48 MESZ. Die Ursache der
plötzlichen
Helligkeitszunahme am Osthorizont gegen 4:45 dürfte der Aufgang
der
schmalen Mondsichel sein.
Die Feineinstellung
aller Parameter kann bequem
über einen PC und die serielle Schnittstelle vorgenommen werden.
Dazu
habe ich ein kleines Konfigurationsprogramm in
Basic4PPC
geschrieben
(s. Screenshot
links).
Damit können auch die Daten aus den EEPROMs ausgelesen werden. Da
die
Daten direkt im CSV-Format im EEPROM abgespeichert werden, können
sie
einfach in eine Tabellenkalkulation zur weiteren Verarbeitung oder
grafischen Darstellung exportiert werden.
Das Gerät kann
entweder über die serielle Schnittstelle oder über einen
USB-Anschluss, wie er auf dem Application Board von Conrad® fertig
aufgebaut ist, direkt mit der
C-Control
IDE
Programmierumgebung von Conrad® programmiert werden.
Die Programme werden in einem speziellen C- oder Basic-Dialekt
geschrieben, für das es auch ein recht gute
deutschsprachiges
Supportforum von den Entwicklern gibt. Künftige Erweiterungen
meiner Software
könnten
z. B. noch eine Schnittstelle für ein Barometer umfassen.
Meine C-Control-Station und der Konfigurator enthalten wie
beschrieben
auch einen Modus für die Beobachtung von Sonnenfinsternissen. Er
dient zur Registrierung des Wetters und Ansteuerung von Kameras,
entweder direkt per Kabelauslöser oder über ein Servo.
Die Kommandosequenzen können komfortabel im Konfigurator
eingegeben und bearbeitet werden und werden über die serielle
Schnittstelle im EEPROM der C-Control dauerhaft gespeichert.
Eine
Beispieldatei für die SoFi 2012 in Australien mit Zeiten in UTC,
die Geräte (Devices) sind: 0: interne Wetterstation; 1: Servo A;
2: Servo B; 3: Camera 1, 4 Camera 2; 5: Camera 3:
D0; C1;0s; i 30s; n 01; Dur
0.00s 'set Meteo Interval
to 30s
@ C1
D0; C2;-600s; i 20s; n 01;
Dur
0.00s 'set Meteo Interval to 20s @ C2-5'
D0; C2;-120s; i 10s; n 01;
Dur
0.00s 'set Meteo Interval to 10s @ C2-2'
D0; C3;120s; i 20s; n 01;
Dur
0.00s 'reset Meteo Interval to 20s @
C3+2'
D0; C3;600s; i 30s; n 01;
Dur
0.00s 'reset Meteo Interval to 30s @
C3+5'
D1; C2;-180s; i 20s; n 30;
Dur
0.30s '
start 30 Servo1 exposures @C2-3',
Interval
20s
D5; C2;-3300s; i 300s; n 11;
Dur
0.30s'start 11 Camera3 Exposures @C2-55', Interval
5min
(partial sequence)
D5; C2;-20s; i 2s; n 15; Dur
0.30s 'start 15 Camera3
Exposures
@C2-20s Interval 2s (diamond sequence)
D5; C3;-10s; i 2s; n 15; Dur
0.30s 'start 15 Camera3
Exposures
@C3-10s, Interval 2s (diamond sequence)
D5; C3;300s; i 300s; n 11;
Dur
0.30s 'start 11 Camera3 Exposures @C3+5',
Interval
5min (partial sequence)
D3; C2;-300s; i 60s;
n5; Dur
0.30s 'start 4
Camera1
Exposures @C2-5', Interval 60s (fisheye sequence)
D3; C2;-40s; i 10s;
n7; Dur
0.30s 'start 7
Camera1
Exposures @C2-40s, Interval 10s (fisheye sequence)
D3; C5;-20s; i 20s;
n3; Dur
0.30s 'start 3
Camera1
Exposures @Mid-20s, Interval 20s (fisheye sequence)
D3; C3;-20s; i 10s;
n7; Dur
0.30s 'start 7
Camera1
Exposures @C3-20s, Interval 10s (fisheye sequence)
D3; C3;60s; i 60s; n5;
Dur
0.30s
'start
5 Camera1
Exposures @C3+60s', Interval 60s (fisheye sequence)
Downloads:
© Dr. Wolfgang Strickling,
Drususstr. 15, 45721 Haltern am See. Tel: 0 23 64
/ 16 76 91