Unterwasserfotografie mit modifizierten Digitalkameras


von Dr. Wolfgang Strickling

English translation by Google



Jeder Taucher kennt das Phänomen, dass mit zunehmender Tiefe die Farben immer mehr verschwinden. Zuerst verblasst das Rot, dann Gelb und schließlich erscheint alles nur noch in einem einheitlich Blaugrau im Meer bzw. Grün im Süßwasser. Natürlich ist nicht nur der Sinneseindruck des Tauchers betroffen, in noch stärkerem Maße beeinträchtigt das die Unterwasserfotografie. Eine Lösung bieten die sogenannten modifizierten Digitalkameras, wie sie in der Astrofotografie üblich sind, denn diese Kameras bieten eine drastisch erhöhte Rotempfindlichkeit.

Bildersequenzen, Tauchgang jeweils mit originalem Weißabgleich (OWB-Filter) und erhöhter Rotempfindlichkeit (UV-IR-Blockfilter)

PrüftafelZum Test habe ich unter möglichst gleichen oder ähnlichen Bedingungen jeweils einen Tauchgang unternommen, und zwar einmal mit dem Standard-Cyanfilter (OWB-Filter), wo sich meine Kamera wie eine handelsübliche Digitalkamera verhält. Für den zweiten Tauchgang war die Kamera mit dem UV-IR-Blockfilter für erhöhte Rotempfindlichkeit ausgerüstet. Es wurde in verschiedenen Tiefen die nebenstehende Prüftafel (digitaler Fotodruck, einlaminiert) gleichzeitig mit einem analogen Tiefenmesser fotografiert. Die Kamera (Canon EOS 650D) war auf automatischen Weißabgleich eingestellt. Durch manuellen Weißabgleich oder entsprechende Nachbearbeitung kann die Farbwiedergabe natürlich noch deutlich geändert werden, für die untenstehenden Fotosequenzen wurde darauf aber bewusst verzichtet.


Tests in Salzwasser (Mittelmeer)

Die Bilder sind mit einer Canon EOS 650D aufgenommen worden, für die obere Reihe war die Kamera mit Standard-Cyanfilter (OWB) ausgerüstet, unten entsprechend einer astromodifizierten Kamera mit UV-IR-Blockfilter.
Vergleich Meerwasser,
        3 m Tiefe Vergleich Meerwasser,
        6 m Tiefe Vergleich Meerwasser 9
        m Tiefe Vergleich Meerwasser,
        12 m Tiefe Vergleich Meerwasser,
        15 m Tiefe Vergleich Meerwasser,
        18 m Tiefe



Bildersequenz oben: Foto einer Prüftafel im Meer (Lindos, Rhodos) in 3, 6, 9, 12, 15, 18 Metern Tiefe. Oben: Kamera mit Standard-Cyanfilter (OWB), unten: jeweils modifizierte Kamera mit UV-IR-Blockfilter.
Zum Vergrößern auf das Bild klicken. Man erkennt, dass ohne Modifikation schon auf 6 m kaum noch Rot auf der Tafel erkennbar ist, während die modifizierte Kamera erst jenseits von 10 m ein ähnliches Bild zeigt. In moderaten Tiefen sind die Hauttöne auch deutlich besser wiedergegeben, was durch weitere Bildbearbeitung noch deutlich verbessert werden kann. Auf eine solche Bearbeitung wurde oben zur Verdeutlichung des Effekts verzichtet.

Das nebenstehende Bild zeigt, was eine Software in der Nachbearbeitung durch Weißabglichkorrektur aus Aufnahmen in 10 m Tiefe noch locker herausholen kann. Selbst Hauttöne werden noch befriedigend wiedergegeben.



Tests in Süßwasser

Vergleich Prüftafel
        im Süßwasser, 3 m Tiefe Vergleich Prüftafel
        im Süßwasser, 6 m Tiefe Vergleich Prüftafel
        im Süßwasser, 9 m Tiefe

Bildersequenz oben: Foto einer Prüftafel im Süßwassersee (Attersee und vorderer Gosausee, Österreich) in 3, 6, 9 Metern Tiefe.
Oben: Kamera mit Standard-Grünfilter (OWB), unten: jeweils modifizierte Kamera mit UV-IR-Blockfilter. Zum Vergrößern auf das Bild klicken.
Auch im Süßwasser erreicht man eine spürbar bessere Farbwiedergabe bei der modifizierten Kamera.

Vergleich in Pool,
        3m Tiefe Vergleich in Pool,
        5 m Tiefe Vergleich in Pool,
        8 m Tiefe
Bildersequenz oben: Foto einer Prüftafel im Süßwasser (Indoor-Pool, Monte Mare, Rheinbach) in 2, 5, 8 Metern Tiefe. Oben: Kamera mit Standard-Grünfilter (OWB), unten: jeweils modifizierte Kamera mit UV-IR-Blockfilter.
Zum Vergrößern auf das Bild klicken.

modifiziertes EF-S BajonettIm Prinzip ist die Kamera mit den Clip-Filtern uneingeschränkt nutzbar. EF-S Objektive haben jedoch einen rückwärtigen Kunststoffring, der genau an die Stelle ins Kamerabajonett hineinragt, wo das Clipfilter untergebracht ist. Der Ring verhindert, dass EF-S Objektive an Vollformatkameras montiert werden können. Meist lässt sich dieser Ring aber kürzen oder entfernen, so dass viele EF-S Objektive trotzdem benutzt werden können, siehe Bild rechts. Ich nutze z. B. das eingekürzte EF-S 18-55mm, das EF-S 10-18mm und das EF-S 18-135mm. Objektive von Fremdherstellern besitzen diesen Ring nicht und können in der Regel ohne Einschränkung benutzt werden.


InfrarotaufnahmeAn meiner 650D ist auch das IR-Sperrfilter entfernt. Damit kann ich echte Infrarotaufnahmen machen und so eine vollkommen neue fotografische Welt betreten. Ein Beispiel ist das Bild links, aufgenommen im tropisch grünen Indonesien. Das nur als Randbemerkung, führt es doch auf ein gänzlich anderes Thema.
Die Infrarot-Option ist unter Wasser übrigens ziemlich sinnlos, da das Wasser infrarotes Licht extrem stark absorbiert und es unter Wasser auch tagsüber im Infraroten stockdunkel ist.


© Dr. Wolfgang Strickling, Drususstr. 15, 45721 Haltern am See. Tel: (0 23 64) 16 76 91

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Zu Wolfgangs Tauch-Homepage

Umbauanleitung für eine DLSR (Astrosurf.com)
Clip-Filter bei Astronomik.com

Beispiele für Firmen, die den Umbau der Kamera durchführen:

Beitrag auf wetpixel.com mit Simulation der Transmission in verschiedenen Wassertiefen.
Anaylse der Lichtabsorption in reinem Wasser (gefunden bei wetpixel)

Das letzte Update dieser Seite war am 28.02.2017

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